Derzeitige Lebensbedingungen in der Zentralafrikanische Republik
Schule
Ein Recht auf Schulbildung gibt es in der Zentralafrikanischen Republik nicht. Zwar ist die Bildung im Alter von 6 bis 15 Jahren obligatorisch und kostenlos, doch die Familien müssen für Schulbücher, Hefte, Stifte und den Transport selbst aufkommen. Schätzungen der Weltbank besagen, dass rund 30% der Kinder keine Grundschule und 22% keine weiterführende Schule besuchten. Hinzu kommt, dass laut UNICEF 2014 über die Hälfte aller Schulen des Landes geschlossen wurden (vgl. UNICEF).
2015 bezifferte das CIA in seinem World Factbook die Anzahl der Analphabeten der über 15-jährigen auf 63,2%.
Medizin
In den von Milizen besetzten Gebieten ist die Gesundheitsversorgung so gut wie zusammengebrochen. Das meiste medizinische Fachpersonal hat das Land inzwischen verlassen. Grund dafür sind die beinahe täglichen gewaltsamen Übergriffe auf die Ärzte und Helfer. 2009 lag der prozentuale Anteil von Ärzten aus 1000 Einwohner*innen laut WHO bei 0,0. Durch die schlechte medizinische Versorgung ist auch die Lebenserwartung niedrig. 2019 lag sie durchschnittlich für Frauen laut World Development Indicators bei 55,5 Jahren, der für Männer bei 51,1. 11% der Kinder sterben vor dem Erreichen des fünften Lebensjahres. Viele Menschen sterben an Unterernährung, Malaria, dem HI-Virus oder Infektionskrankheiten. Allgemein lagen die Ausgaben pro Kopf für die medizinische Versorgung laut WHO 2018 nur bei 53,66 USD.
Wasser
In weiten Teilen der Zentralafrikanischen Republik fehlt es an einer minimalen Gesundheitsversorgung. 2020 hatten lediglich 14% der Gesamtbevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auf dem Land lag der Wert bei etwa einem Prozent. 28,1% hatte Zugriff auf irgendeine Wasserquelle. In den Städten haben 32,3% der Einwohner*innen Zugang zu Leitungswasser und insgesamt 49,7% bekommen Wasser aus irgendeiner Wasserquelle, wobei 16% der Wasserquellen als bedenklich eingestuft werden.
Wegen der schlechten Wirtschaftslage und den geringen finanziellen Mitteln fehlen die Möglichkeiten, die Wasserversorgung auszubauen. Der Klimawandel und die immer länger währende Trockenzeit, die Umweltverschmutzung und damit auch Verschmutzung der Wasserreservoire und Flüsse tut ihr Übriges.
ErnäHrung
Geographie
Durch seine Lage inmitten des afrikanischen Kontinents hat die Zentralafrikanische Republik keinen Zugang zum Meer. Die wichtigsten Wasserquellen sind der Kongo River und der Bangui. Seine Grenzen teilt das Land mit Kamerun, der Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo, dem Sudan und Tschad.
Das Land liegt etwa auf 635 m über NN. Die höchste Erhebung ist mit 1420 Meter der Berg Ngaoui. Prägend für die Landschaft des Landes ist die Nordäquatorialschwelle, die zugleich auch die natürliche Wasserscheide zwischen dem Tschadbecken im Norden und dem Kongobecken im Süden ist.
Der Großteil der Zentralafrikanischen Republik ist Teil der wechselfeuchten Tropen mit gleichbleibenden hohen Temperaturen über das ganze Jahr. Die Tageshöchsttemperaturen liegen im Durchschnitt zwischen 30 und 36 °C. Im Süden, der den immer feuchten Tropen zuzuordnen ist, sind die Temperaturen mit 24 °C bis 28 °C etwas niedriger. Hier herrscht zwischen Mai bis November Regenzeit. Im Norden hingegen ist die Regenzeit auf die Monate April bis August begrenzt.
Während die Vegetation im Norden überwiegend aus Trockensavanne besteht, wachsen im Süden dichte Regenwälder. Dazwischen erstreckt sich eine weitläufige Baumsavanne, deren Bestand durch jahrelange Rodungsmaßnahmen stark dezimiert wurde. Durch die dünne Besiedlungsdichte sind viele Lebensräume weitgehend unberührt, sodass eine große Artenvielfalt vorherrscht. Neben Affen, Antilopen, Elefanten, Nashörnern, Hyänen, Krokodilen und Flusspferden leben in den dichten Regenwäldern im Süden sogar noch einige der vom Aussterben bedrohten Berggorillas
Geschichte
Bereits zur Steinzeit siedelten sich Menschen im Gebiet der heutigen Zentralafrikanischen Republik an. Die ältesten überlieferten Volksgruppen waren die Gbaya, Mandschia und Pygmäen.
Prägend für das Land jedoch war die Kolonialzeit. Ab 1600 drangen portugiesische und holländische Sklavenhändler von der Westküste nach Oubangi vor und rotteten bis Mitte des 19. Jahrhunderts ganze Landstriche aus. Gegen 1800 errichteten die Araber Handelsstützpunkte im nordöstlichen Oubangi. 1885 eroberte Frankreich weite Teile des Landes und gründete die Stadt Bangui, die heutige Hauptstadt. Doch erst 1910 erklärten sich die anderen Kolonialmächte, Deutschland und Belgien, bereit, auf das Land zu verzichten. Seit dieser Zeit war die Zentralafrikanische Republik zusammen mit den Ländern Kongo, Mittel-Kongo und Tschad Teil von Französisch-Äquatorialafrika. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Land zum französischen Überseeterritorium erklärt. Seit 1958 galt das Land nunmehr als autonom. Seither war die Zentralafrikanische Republik nicht nur in der französischen Nationalversammlung vertreten, es durften auch Parteien gebildet werden. Am 13. August 1960 wurde seine Unabhängigkeit anerkannt und der Staat erhielt seinen heutigen Namen. Doch bereits 1966 wurde der damalige Präsident David Dacko von Jean-Bédel Bokassa gestürzt, der 1967 die Monarchie ausrief. Diese konnte bis 1979 bestehen, wurde aber nach einem gelungenen Putschversuch durch André Kolingba beendet. Dieser blieb bis 1993 an der Macht. Nach den ersten freien Wahlen wurde Ange-Félix Patassé der neue Präsident und regierte bis 2003. Auch seine Amtszeit wurde durch einen gewaltsamen Sturz beendet.
Allgemein ist die politische Lage des Landes von gewaltsamen Umstürzen geprägt. 2006 entbrannte im Norden ein Kampf zwischen Rebellen der islamisch beherrschten Séléka und Regierungstruppen von Bozizé. Zur gleichen Zeit gründeten sich die Anti-Balaka, christliche Milizen. Beide Milizen setzten beim Kampf auf Kindersoldaten. Seit dieser Zeit kam die Bevölkerung nicht mehr zur Ruhe – Gewalt steht an der Tagesordnung und die politische Situation ist mehr als instabil. Den meisten Konflikten liegen längst vergangene Auseinandersetzungen zugrunde. Wie etwa die Sklavenraubzüge aus dem heutigen Sudan durch arabisch-muslimische Gruppen. Zudem fühlen sich die armen christlichen Bauern gegenüber den oftmals reicheren Muslimen benachteiligt.
Ökonomie
Die wesentliche Wirtschaftsleistung, das Bruttoinlandsprodukt lag 2020 weltweit bei 9,548 Euro pro Kopf. Das BIP der Zentralafrikanischen Republik rangierte dagegen bei rund 620 Euro pro Kopf.
Die Inflationsrate betrug 2019 2,7 %. Innerhalb der EU lag der Durchschnitt im gleichen Zeitraum bei 0,50 %. Die prozentuale Staatsverschuldung erreichte 2020 laut der Weltbank 44,1 % gemessen am BIP. Mit 62,3 % lag der Anteil an Holz, Holzwaren und Holzkohle 2019 am höchsten. Ihm folgten mit 25,7 % Edelsteine und Edelmetalle, mit 2,5 % Wasserfahrzeuge, mit 1,8 % Kakao und Baumwolle mit 1,6 %. Die weltweit größten Exportpartner waren laut Internationalem Währungsfonds 2019 Frankreich mit 27,4 %, gefolgt von den Arabischen Emiraten mit 14 %, Kamerun mit 12,3 %, China mit 11,2 % und der Schweiz mit 6,2 %. Da das Land keine eigene Industrie besitzt und zudem auch die eigene Bevölkerung nicht mehr ernähren kann, ist es gezwungen hohe Summen für den Import auszugeben. Während die Einnahmen aus den Exporten 2020 0,1 Mrd. USD einspielten, fraßen die Importe dagegen ganze 0,4 Mrd. USD auf. Insgesamt war die Außenhandelsbilanz bei -0,4 %. Zu den Importgütern gehörten mineralische Brennstoffe (26,1 %), Maschinen und mechanische Geräte (11 %), pharmazeutische Produkte (10,8 %), elektrische Maschinen (8,3 %) und Zugmaschinen und Kraftfahrzeuge (5,7 %). Die Hauptimportpartner waren Frankreich (23,1 %), China (14,1 %), Kamerun (8,4 %), Nepal (7,5 %) und Dänemark (7 %).
Herausforderung politische Stabilität
Die Gewalt und Kämpfe zwischen den Rebellen-Milizen bedrohen die Bevölkerung. In der Zeit zwischen 2013 bis 2017 verübte allein die Rebellen-Miliz der Anti-Balaka 69 Anschläge. Dabei wurden 720 Menschen getötet und 1056 Geiseln genommen. Insgesamt gab es in den letzten 5 Jahren laut National Consortium for the Study of Terrorism and Responses to Terrorism 229 Anschläge, bei denen 1764 Menschen starben und 851 verletzt wurden. Tausende Familien haben seither ihr Zuhause verlassen. Mit der Flucht haben sie ihre Lebensgrundlage und die Möglichkeit, ihre Felder zu bewirtschaften, verloren. Doch nun fehlt ihnen das nötige Geld für den Kauf von Lebensmitteln. Damit spitzt sich die Hungersnot mehr und mehr zu. Eine große Bedrohung für die Kinder ist die Verschleppung durch die Rebellengruppen und den Einsatz als Kindersoldaten. Die Kinder sind nach ihrer Freilassung traumatisiert.
Die Lage der Menschen wird durch die Korruption im öffentlichen Sektor erschwert. Gemäß „Corruption Perceptions Index“, lag der Wert 2020 für die Zentralafrikanische Republik bei 26 Punkten. Damit belegte das Land Platz 146 von 180 untersuchten Staaten. Hierbei gilt ein Land mit dem Wert „0“ als sehr korrupt, mit dem Wert „100“ als weitestgehend frei von Korruption. Die Korruption wird unter anderem von politischen und kulturellen Ursachen ausgelöst. Zudem kann die ineffiziente Strafverfolgung des Landes dies auch nicht verhindern.
Quellen:
goruma. Zentralafrikanische Republik: Geografie; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/zentralafrika/landkarte-geografie (zuletzt aufgerufen am 21.02.2022)
statista. Zentralafrikanische Republik: Gesamtbevölkerung von 1980 bis 2004 und Prognosen bis 2026 (in Millionen Einwohner); URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/417850/umfrage/gesamtbevoelkerung-der-zentralafrikanischen-republik/ (Stand: 21.01.2022)
unicef. Vergessene Krise – Kinder in der Zentralafrikanischen Republik erreichen; URL: https://www.unicef.de/blob/70224/4b7032f1cb49e2b77170315169190949/zentralafrikanische-republik-2014-12-1yr-report-german-data.pdf (zuletzt aufgerufen am 21.02.2022)