Wasserbeschaffung Afrika

Somalia eines der ärmsten Regionen in der Sub-Sahara-Afrika

Somalia – am Horn von Afrika

Somalia ist ein Land mit vielen Extremen. Mit durchschnittlichen Monatstemperaturen von 24 bis 37 Grad gehört es zu den heißesten Staaten der Erde. In den zwei Regenperioden zwischen April und Juni sowie von Oktober bis Dezember werden einige Gebiete jedoch regelmäßig durch Hochwasser und Überschwemmungen zerstört. Weitere Katastrophen wie die Wüstenheuschreckenplage und politische Unruhen prägen das Leben in dem Land, welches zu den ärmsten Regionen Sub-Sahara-Afrikas gehört.

Informationen zum Land

Aktuelle Herausforderungen:

  • Terrororganisationen
  • Zwangsverheiratung
  • Hungersnot

Somalia - Zwangsverheiratung und Hungerkatastrophen

Somalia zählt weltweit zu den Ländern, in denen die Situation von Frauen besonders problematisch ist, weil sie Hauptziele von Missbrauch und Gewalt ins und die Täter:innen bleiben in der Regel unbestraft. Somalische Mädchen werden in der Regel vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet. In Somalia leiden aufgrund mangelnder Reserven besonders die Kinder unter den Hungerkatastrophen. Aktuell sind 800.000 Kinder unter fünf Jahren in Somalia von akuter Unterernährung betroffen.

KLIMA UND NATURSCHUTZ

Eine Folge des menschengemachten Klimawandels ist die anhaltende Wasserknappheit in Somalia und bedroht die Leben tausender Kinder. Bereits zum vierten Mal ist die Regenzeit in Somalia ausgeblieben und dies mit schweren Folgen: Die Tiere sterben und somit haben die Menschen am Horn von Afrika keine Lebensgrundlage mehr.

BILDUNG UND ZUKUNFT

Aufgrund der landwirtschaftlichen und pastoralen Lebensverhältnisse vieler Somalier:innen bedeutet ein Schulbesuch zudem nicht zwangsläufig einen späteren finanziellen Vorteil. Viele Familien entscheiden sich daher dagegen, zumal sie die dafür nötigen Aufwendungen (Schuluniformen, Schulbücher) scheuen.

INTEGRATION UND TOLERANZ

Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist in Somalia massiv eingeschränkt. In Anbetracht der Wahl 2021 wurden viele Journalist*innen zudem durch die Terrororganisation al-Shabaab eingeschüchtert, schikaniert oder sogar getötet.

Derzeitige Lebensbedingungen in Somalia

Schule

Auch das Schulsystem wurde nach dem Zusammenbruch Somalias 1991 weitgehend zerstört und erst 1993 begannen die Schulen durch lokale Initiativen wieder zu öffnen.  Seit 2012 liegt die Zuständigkeit für die Lehrpläne offiziell wieder bei den jeweiligen Bildungsministerien der Regionen. Diese haben damit begonnen, das Schulsystem wieder zu vereinheitlichen und in den meisten Regionen wird ein dreistufiges Bildungssystem mit jeweils vier Jahren kostenfreier Grund-, und Mittelschule vorgesehen. Danach besteht die Möglichkeit einer weiterführenden oder einer mittleren Berufsschule. Die regionalen Initiativen sind jedoch nur teilweise bereit, ihre Autonomie wieder aufzugeben. Erschwerend kommt hinzu, dass es kaum Lehrer gibt und diese teilweise nur unzureichend ausgebildet sind.

Medizin

Das somalische Gesundheitssystem wurde während des Bürgerkrieges im Land größtenteils zerstört und zählt daher zu den schwächsten weltweit. Insbesondere in den ländlichen Gebieten haben Somalier:innen kaum Zugang zu medizinischer Versorgung. Pro 10.000 Einwohner:innen existieren weniger als zwei Gesundheitseinrichtungen und lediglich neun Krankenhausbetten. Zudem kommen auf 100.000 Somalier:innen lediglich zwei Mitarbeitende im Gesundheitswesen. Es existiert kein nationales Krankenversicherungssystem, wodurch Behandlungen in der Regel kostenpflichtig sind. So werden in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen fünf bis zwölf USD verlangt und kleinere Operationen kosten schnell 100 USD. Die Mehrheit der Gesundheitseinrichtungen ist jedoch privat geführt. 

Wasser

Insgesamt 8,9 Mio. Menschen leiden in Somalia unter mangelhafter Wasser-, Sanitär und Hygieneversorgung (WASH). Entlang der Flüsse Jubba und Shabelle wird die Lage für eine Millionen Menschen sogar als lebensbedrohlich eingeschätzt. So kam es 2020 aufgrund der mangelhaften Hygienesituation immer wieder zu Ausbrüchen von Cholera und Acute Watery Diarrhea (AWD). Insgesamt sind 4,6 Millionen Somalier:innen daher auf humanitäre WASHUnterstützung angewiesen, davon haben 10% gar keinen und 41% keinen regelmäßigen Zugang zu einer sauberen Trinkwasserquelle und für 30% der auf Hilfe angewiesen Bevölkerung liegt der Zugang zu Wasser mehr als 15 Minuten Fußweg von ihrem Wohnort entfernt (Stand 2021). Die Wasserknappheit verschärft die Unruhen im Land, da Wasser Auslöser von Kämpfen und Vertreibungen ist. Zudem mussten allein zwischen Oktober 2020 und Juli 2021 116 000 Menschen ihre Heimatregion aufgrund von Wassermangel verlassen.

ErnäHrung

Die somalische Küche ist vielfältig und je nach Region finden sich beispielsweise äthiopische oder italienische Einflüsse. Wichtige Grundnahrungsmittel sind unter anderem Reis, Milch, Ghee und Mais, sowie Rind-, Ziegen-, Lamm oder Kamelfleisch. Dürre, Überschwemmungen und Krieg führten jedoch in der Vergangenheit immer wieder zu Ernteausfällen und Hungersnöten. Im Jahr 2020 wurden die Somalier:innen gleich von drei Katastrophen heimgesucht: Einer Jahrhundertflut, einer Wüstenheuschreckenplage und der Covid-19 Pandemie. Daher sind die Preise für Grundnahrungsmittel stark gestiegen. Im Welthungerindex 2021 belegt Somalia aktuell Platz 116 von 116 Ländern und somit ist es das Land mit der gravierendsten Hungersituation in allen untersuchten Staaten. 

Geographie

GEOGRAPHIE

Somalia mit seiner Hauptstadt Mogadischu (vgl. auswaertiges-amt) ist das östlichste Land Afrikas und hat etwa 16 Millionen Einwohner:innen (vgl. statista). Grenzen tut das Land an die Staaten Dschibuti, Äthiopien und Kenia sowie an den Indischen Ozean.

Der Golf von Aden verläuft entlang des nördlichen Teils des Landes und bietet Zugang zum Suezkanal. Mit einer Fläche von 637.657 km² (vgl. goruma) entspricht Somalia ca. 1,8-mal der Größe Deutschlands. Ganz im Norden an der Grenze zu Äthiopien befindet sich die Somali-Hochebene, die restlichen Gebiete sind Flachland. Aufgrund der hohen Temperaturen prägen Steppen und Halbwüsten das Landschaftsbild, aber der Süden gilt demgegenüber als fruchtbar, da durch ihn die Flüsse Jubba und Shabelle fließen. Beides sind die einzigen Gewässer in Somalia, die ganzjährig Wasser führen.

Bildung

GESCHICHTE

Kolonialismus

Die heutige Lage Somalias ist nicht ohne einen Blick in die (Kolonial-) Geschichte des Landes zu verstehen. Mit der Fertigstellung des Suezkanals wurde die Region für europäische Kolonialmächte strategisch interessant. In den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kolonialisierten daher Italien (Süd- und Zentralsomalia, Puntland), Frankreich (Dschibuti), Großbritannien (Somaliland) und Äthiopien (Ogaden) die Region und teilten die somalischen Gebiete unter sich auf. Die dadurch empfundene Demütigung vieler Somalier:innen stellt bis heute die Basis vieler Konfliktlinien und Unruhen im Land dar. Zum einen bietet der militante antikoloniale Widerstand bis heute den Ausgangspunkt für einen im Lande propagierten Islamismus und Nationalismus. Zudem manifestierte sich eine Feindschaft zwischen Äthiopien und Somalia, welche bis heute anhält, aber auch das schlechte Verhältnis vieler Somali zu Europa hält bis heute an.

DAS BARRE-REGIME

Im Jahr 1960 erhielten die italienischen und britischen Kolonien ihre Unabhängigkeit und wurden unter dem Namen Somalia zu einer Republik vereint. Im Jahr 1967 kam es jedoch zu einem Militärputsch, in dessen Zuge Mohamed Siad Barre zum Staatsoberhaupt ernannt wurde. Aufgrund eines verlorenen Kriegs gegen Äthiopien, Misswirtschaft und Korruption des Barre-Regimes stand Somalias Wirtschaft 1987 kurz vor dem Zusammenbruch. Daraufhin brach ein Bürgerkrieg zwischen dem Barre-Regime und einzelnen Clans und Gruppierungen aus. Im Jahr 1991 wurde das Regime schließlich gestürzt. Die Absetzung bedeutete für weite Teile Somalias de facto den völligen Zusammenbruch. Die verschiedenen Bürgerkriegsparteien konnten sich auf keine neue Staatsmacht einigen und bekämpften sich gegenseitig. Die politische Lage führte zu großer Armut im Land. So zerstörten Kämpfe 1993 die gesamte Ernte im Süden, Schätzungen zufolge starben damals rund 250.000 Menschen durch Hunger oder in der Folge von Kämpfen und mehrere Hunderttausend flohen aus den Regionen.

Ökonomie

ÖKONOMIE

Somalia ist bereits eines der ärmsten Länder der Welt und aktuell befindet sich die Wirtschaft aufgrund der dreifachen Krisen Überschwemmungen, Wüstenheuschreckenplage und COVID-19 Pandemie zusätzlich in einer schweren Rezession. Der Anteil der Landwirtschaft beträgt an der Bruttowertschöpfung 60,2%. Insgesamt sind 80,3% aller Erwerbstätigen im Landwirtschaftlichen Bereich tätig, 17,3% im Dienstleistungssektor und 2,4% im Produktionsbereich.

Somalias Hauptexportgüter sind  Edelsteine und Metalle (52,6%), gefolgt von Ölsaaten und ölhaltigen Früchten (12,6%) sowie Fischen (10,7%). Hauptexportländer sind die Vereinigten Arabischen Emirate, der Oman und Algerien. Hauptimportgüter sind demgegenüber Tabak, Zucker- und Zuckerwaren sowie elektrische Maschinen. Die vorhandenen internationalen Handelsnetzwerke werden jedoch von einer kleinen Gruppe wohlhabender Geschäftsleute kontrolliert. Aufgrund der insgesamt angespannten Lage durch die COVID-19 Pandemie sind die Überweisungen in der ersten Jahreshälfte 2020 jedoch bereits um 61% zurückgegangen.

Politik

Aktuelle politische Situation in Somalia

Erst 2012 sollte nach zahlreichen Interimslösungen wieder eine permanente Regierung eingesetzt werden. Parallel wurde eine neue Verfassung verabschiedet, welche mit Unterstützung des MaxPlanckInstituts for Comparative Public Law and International Law erarbeitet wurde. Damit einhergehend sollte das Wahlrecht schrittweise liberalisiert werden und so fanden 2017 erstmals wieder Wahlen statt, bei denen ca. 14.000 Delegierte stimmberechtigt waren. Mohamed Abdullahi Mohamed siegte. Auch heute noch ist Korruption allgegenwärtig, die Justiz, die öffentliche Verwaltung und der Sicherheitsapparat sind schlecht organisiert und politisch beeinflusst. Auch die Umsetzung des Wahlgesetzes, welches die Direktwahl des Parlaments nach dem Gleichheitsgrundsatz vorsah, wurde verzögert. Im April 2021 erließ der Präsident ein Gesetz, welches ihn ohne Wahl für zwei weitere Jahre im Amt halten sollte. Als Folge entfachten in Mogadischu Straßenkämpfe mit zahlreichen Toten. Der Präsident lenkte schließlich ein, aber es findet keine Direktwahl statt. Der Wahlprozess hat aktuell begonnen und soll bis zum 24. Dezember abgeschlossen sein (Stand 2021).

Gefahr durch Terrororganisationen

Neben den anhaltenden Naturkatastrophen stellen aufständische Gruppen nach wie vor einen der größten Bedrohungsfaktoren für den Frieden und die Sicherheit im Land dar. Um die Wahl zu stören intensivierten sie 2021 Angriffe und Mordanschläge auf Regierungsmitarbeitende. Zudem wurden 2021 etwa 1.000 Zivilist:innen in bewaffneten Konflikten getötet oder verletzt. Die Terrororganisation al-Shabaab ist für die meisten Opfer verantwortlich, sie kontrolliert auch heute noch Gebiete in Süd- und Zentralsomalia, darunter auch größere Städte. Auch in Nordsomalia konnte al-Shabaab seine Präsenz in den letzten Jahren wieder ausbauen und sie verübt zudem landesweit regelmäßig Anschläge.

Quellen:

auswaertiges-amt.de; URL: https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/somaliasicherheit/203132 (zuletzt aufgerufen am 17.02.2022)

goruma. Somalia: Geografie, Landkarte; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/somalia/landkarte-geografie (zuletzt aufgerufen am 17.02.2022)

statista. Somalia: Gesamtbevölkerung von 2010 bis 2020URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/418463/umfrage/gesamtbevoelkerung-von-somalia/ (Stand: 21.01.2022)