Wasserbeschaffung Afrika

Sierra Leone - Wiederaufbau nach Bürgerkriegen

Sierra Leone – gezeichnet von Bürgerkriegen

Im westlichsten Teil Afrikas befindet sich der kleine Staat Sierra Leone, offiziell Republik Sierra Leone. Das Land ist gezeichnet von etlichen blutigen Bürgerkriegen und spendet all seine Kraft in den Wiederaufbau sowie in die Aufarbeitung der jüngsten Geschehnisse. Laut dem Index für menschliche Geschichte gehört Sierra Leone zu den niedrig entwickelten und stark verschuldeten und somit zu den ärmsten Ländern unserer Welt. Immer wieder ausbrechendende Epidemien wie das Ebola-Fieber verschärfen die ohnedies schon prekäre Situation der kleinen afrikanischen Republik.

Noch im 17. Jahrhundert betrieben die Engländer an der Küste von Sierra Leone Sklavenhandel und im Jahre 1808 erklärte man Sierra Leone zur britischen Kronkolonie. 1961 löste es sich von Großbritannien und wurde unabhängig. Nach zunächst heftigen Auseinandersetzungen wurde Sierra Leone wenige Jahre später zur Republik erklärt.

In Sierra Leone leben auf einer Fläche von 71.740 Quadratkilometern (vgl goruma) etwa sieben Millionen Menschen (vgl. statista). Die Hauptstadt liegt auf einer kleinen Halbinsel und trägt seit der Unabhängigkeit den Namen Freetown (vgl. goruma). Sierra Leone gilt als präsidentielle Republik, deren Präsident derzeit Julius Maada Bio ist.

Informationen zum Land

Aktuelle Herausforderungen:

  • Bürgerkriege
  • Krankheiten
  • Hungersnot

Sierra Leone - warum ist das Land so arm?

Auch wenn die Sicherheitslage in Sierra Leone derzeit als „relativ stabil“ eingeschätzt wird: Flucht, Vertreibung, bewaffnete Konflikte, Hunger und Krankheiten haben jahrzehntelang das Leben der Menschen in Sierra Leone geprägt und die hohe Armutsquote angetrieben.

KLIMA UND NATURSCHUTZ

In Sierra Leone begegnet uns ein feucht-warmes, tropisches Klima, welches für seine kräftigen Niederschläge von bis zu 5.000 Millimeter pro Jahr bekannt ist. Im Laufe eines Jahres durchläuft das Land genau eine Regen- sowie eine Trockenzeit. Mitte Mai bricht die Regenzeit des westafrikanischen Monsuns in Sierra Leone an und diese Periode geht mit täglichen Regenfällen sowie mit starken Gewittern einher.

BILDUNG UND ZUKUNFT

Der Bürgerkrieg hinterließ auch seine Spuren im Bildungssystem. 1207 Schulen wurden zerstört und im Jahr 2001 besuchten nur ein Drittel der schulpflichtigen Kinder überhaupt eine Schule. Nach Ende des Krieges hat sich die Zahl der Grundschüler immerhin verdoppelt. Im Land gibt es mehrere Universitäten, Fachschulen und Colleges, zu denen allerdings nur privilegierte Teile der Bevölkerung Zugang haben. 

INTEGRATION UND TOLERANZ

Von 1991-2002 tobte in Sierra Leone ein grausamer Bürgerkrieg. Der Konflikt ist noch heute deutlich in der Gesellschaft spürbar und hat sichtbare Spuren hinterlassen. Zwei Millionen Menschen waren auf der Flucht und über 50.000 Menschen starben. Insbesondere Kinder litten, als Kriegskrüppel und Waisen zerstreut und ihrer Lebensgrundlage beraubt. Es wurden Tausende von ihnen als Kindersoldaten missbraucht.

Derzeitige Lebensbedingungen in Sierre Leone

Schule

Von der Verfassung ist für Sierra Leone eine neunjährige Schulpflicht vorgesehen und die Alphabetisierungsrate beträgt knapp 48 % der erwachsenen Bevölkerung. Im Idealfall besuchen die Schüler für sechs Jahre die Primary School, danach für drei Jahre die Junior Secondary School und nochmals drei Jahre lang die Senior Secondary School.
Danach folgt für weitere vier Jahre die Tertiary Education. Seit 2018 ist die Bildung im Primar- und Sekundarsektor kostenlos. Eltern, welche die Schulpflicht ihrer Kinder dennoch unterwandern, drohen sogar Haftstrafen. Es gibt im Land etwa 1600 Vorschulen, 7000 Grundschulen, 1500 Schulen der Sekundarstufe I und 581 Schulen der Sekundarstufe II. 

Medizin

Zugang zu einer minimalen Gesundheitsversorgung bieten eigentlich nur die großen Städte und die Säuglingssterblichkeit war bis 2008 weltweit die allerhöchste.
Große Probleme bereiten immer wieder (vermeidbare) Infektionskrankheiten. Gelb- und Lassa-Fieber, Meningitis, Durchfall, Hepatitis, Typhus, Cholera, Malaria stehen ganz oben auf der Liste. Auch AIDS ist sehr verbreitet, nach Schätzungen waren 2017 mehr als 1,4% der gesamten Bevölkerung HIV-positiv. Seit geraumer Zeit macht in Afrika eine neue Krankheit von sich reden und breitete sich vorwiegend in Sierra Leone, Liberia und Guinea aus. Das hoch ansteckende Ebola-Virus mit häufig tödlichem Verlauf wurde 1976 erstmals isoliert. Sierra Leone litt seit 2014 unter der weltweit größten Ebolafieber-Epidemie, aber im November 2015 wurde das Land von der Welt-Gesundheitsorganisation WHO für Ebola-frei erklärt, nachdem es 42 Tage lang keine Neuansteckungen gab.

Wasser

Auch Sierra Leone kann, wie andere afrikanische Entwicklungsländer, dem Großteil seiner Bevölkerung noch nicht ausreichend Zugang zu sauberem Trinkwasser bieten. Das erscheint widersinnig, sollten doch die reichlichen Niederschläge, die immerhin das halbe Jahr in der Regenzeit andauern, genügend Reserve bringen. Jedoch fehlt es auch hier an der notwendigen Infrastruktur. Nahezu die Hälfte der Landbevölkerung lebt nur vom Oberflächenwasser, wie es die Natur anliefert und immer noch rund ein Viertel der Stadtbewohner haben keine saubere und sichere Trinkwasserversorgung.
Wasserleitungen stehen nur einem kleinen, einstelligen Prozentsatz zur Verfügung. Dass der Trinkwasserzugang in den UN-Resolutionen seit 2010 Menschenrecht ist, kümmert die Verwaltung nur am Rande.

ErnäHrung

Die Welthungerhilfe stuft die Situation in Sierra Leone immer noch als „sehr ernst“ ein. Erschwerend hinzu kamen die Ebola-Epidemien der Jahre 2014 bis 2016, die wieder viele Tote forderten und Mangelernährung förderten. Viele Menschen konnten sich in der Folge keine regelmäßigen Mahlzeiten mehr leisten und die sozialen Ungleichheiten in der Bevölkerung sind ebenso ernst zu nehmen. Bis alle Einwohner Sierra Leones einen geregelten und gerechten Zugang zu den Früchten des Wohlstandes erlangen, wird noch viel Zeit vergehen.

Geographie

Geographie

Der afrikanische Staat Sierra Leone liegt südlich der Sahel-Zone und nördlich des Äquators, trifft sowohl im Norden als auch im Nordwesten und im Nordosten auf Guinea. Richtung Südosten grenzt Sierra Leone an Liberia und im Südwesten des Landes befindet sich die Atlantikküste. Die Landesgrenzen haben eine Länge von zusammen gerechnet 1495 Kilometer und die Küstenlänge beträgt etwa 402 Kilometer.

In Sierra Leone gibt es neben einer beschaulichen Naturlandschaft auch einen faszinierenden Gebirgszug zu bewundern. Die so genannten Löwenberge befinden sich im Westen auf der Freetown Peninsula (Halbinsel) und ihr höchster Hügel ist der Picket Hill mit 888 Meter über Normal Null. In vielen Küstenregionen finden sich bis zu 112 km lange, vorgelagerte Sandbänke und hinter dem Feuchtgebiet schließt sich ein fruchtbares Waldgebiet an, welches von großem landwirtschaftlichem Nutzen ist.

Abgesehen von kleinen Hügeln, welche vornehmlich im Westen zu sehen sind, steigt das Land in östlicher Richtung zu den Guinea Highlands an. Dieses Hochplateau weist Erhebungen bis zu 1.948 Metern auf und Bintumani ist hier der größte Berg. Die Durchschnittstemperatur im nördlichen Teil des Landes pendelt sich bei etwa 25,5 Grad Celsius ein, aber in Küstennähe liegt sie zwischen 23 und 32 Grad Celsius und im Süden sogar zwischen 20 und 37 Grad Celsius.

Bildung

Geschichte

Archäologische Ausgrabungen in Sierra Leone beweisen, dass auf der kleinen afrikanischen Halbinsel um die Hauptstadt bereits sehr früh in der Geschichte Besiedlungen durch Menschen stattfanden. So waren es die Bullom und die Lokos, welche als erste Einwohner in die Geschichte der heutigen Gegend Sierra Leones eingingen.

Mit dem Einfall von portugiesischen Seefahrern, welche sich zu dieser Zeit auch Teile des amerikanischen Kontinents unterwürfig machten, kam um das Jahr 1440 eine enorme Nachfrage nach Arbeitskräften auf. Einheimische aus Westafrika wurden versklavt und hörig gemacht, oft unter reger Anteilnahme von Stämmen der Landesbevölkerung, die vom Handel profitierten. Um 1562 nahm der Sklavenhandel mit dem ersten Sklavenschiff des englischen Händlers John Hawkins seinen Anfang und somit seinen düsteren Verlauf. Nicht alle Sklaven beugten sich ihrem demütigenden Schicksal und es kam zu Sklavenaufständen und zu unzähligen Befreiungsversuchen.

Geschichte ab des 18. Jahrhunderts

Etwa 7.000 Sklaven wurden so bis Ende des 18. Jahrhunderts in englische Siedlungen verschifft und bald schon kam eine Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei auf. Die Idee, die einstigen Leibeigenen wieder auf dem afrikanischen Kontinent anzusiedeln, nahm ihren Beginn. Freetown, die Hauptstadt des heutigen Sierra Leone, diente als perfekter Ansiedlungsort für die ehemaligen, nun aber wieder freien Sklaven. Nomen est omen!

Bis 1807 verbot Großbritannien den Sklavenhandel vollständig und ehemalige Sklaven wurden in ihre Kolonie zurückgeführt, woher die meisten sogar ursprünglich stammten. Es sollte fortan keinen Sklavenhandel mehr geben, aber regelmäßige Kontrollfahrten britischer Kriegsschiffe erstickten jeglichen Versuch einer neuen Sklaverei, die von Sierra Leone ausging, im Keim. Die Bevölkerungszahl der Kronkolonie Sierra Leone schnellte daraufhin in die Höhe.

Viele der Rückkehrer fanden in Freetown eine neue Heimat und sie erschufen gemeinsam eine kreolisierte Bevölkerungsgruppe. Vertreter der kreolischen Bevölkerung fanden sich dort schon seit 1808. Einen eigenen Bürgermeister erhielt Freetown im Jahre 1893.

Ab 1951 vertieften sich die Bemühungen der Briten, den Staat schon bald in die Unabhängigkeit zu entlassen. Dies geschah im Jahre 1961 am 27. April unter der Führung von Milton Margai, gleichzeitig erster Premierminister des neuen Staats. Seit dieser Zeit finden regelmäßig Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Leider reichte der innere Friede nicht besonders lange

Ökonomie

Ökonomie

Siebzig Prozent der Bevölkerung Sierra Leones leben heute in Armut und für den Lebensunterhalt steht gerade mal im Schnitt ein US-Dollar pro Kopf zur Verfügung. Auf der Liste des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen belegt das Land den unrühmlichen letzten Platz. Hinzu kommen eine niedrige Erwerbsquote von weniger als einem Drittel und eine hohe Auslandsverschuldung. Als schwankende Existenzgrundlage gilt die Primärproduktion mit einem Anteil von über sechzig Prozent. Die Landwirtschaft nutzt nicht einmal zehn Prozent der verfügbaren Anbauflächen und es dominieren wenig nachhaltige Methoden wie Brandrodung und Wanderhackbau.

Reis, Hirse und Maniok wird nur für den Eigenbedarf angebaut. Kaffee, Palmöl und Kakao sind die hauptsächlichen Exportprodukte. Über zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt trägt die Fischerei bei. Vor allem Hering und Thunfisch kann in den (noch) fischreichen Küstengewässern gefangen werden. Trotz der vorherrschenden Armut ist das Land reich an Bodenschätzen: Bauxit, Braunkohle, Chrom, Diamanten, Eisenerz, Gold, Graphit, Columbit, Mangan, Molybdän, Platin, Rutil (Titanoxid) und Rhodium. Jedoch stagniert die industrielle Gewinnung durch den Bürgerkrieg und wegen Rebellenübergriffen aus den Nachbarländern. Technologie und Infrastruktur kann nur mit Hilfe ausländischer Bergbaukonzerne gewährleistet werden.

Was bedroht die Menschen in Sierra Leone?

Die heimische Landwirtschaft ist nicht in der Lage, die Nahrungsmittelknappheit wirksam zu bekämpfen. Sierra Leone wird daher noch jahrelang auf Hilfslieferungen und Spenden aus dem Ausland angewiesen sein.

Wackelige Erfolge der Vergangenheit könnten jederzeit durch einen unsichtbaren Feind bedroht sein. Etwa eine neue Ebola-Epidemie könnte das Land wieder sehr schnell in eine humanitäre Krise manövrieren, aber auch die COVID-19-Lage muss immer noch als kritisch betrachtet werden. Das schlecht entwickelte Gesundheitssystem des Landes hätte auch einer neuerlich aufflammenden Katastrophe kaum etwas entgegen zu setzen.

UNTERSCHIEDE IN DEN REGIONEN DES LANDES

Sierra Leone ist ein Vielvölkerstaat, offiziell gibt es 15 Volksgruppen. Kennzeichnend dafür ist auch die Vielfalt der gesprochenen Sprachen, woraus sich auch ein Vorkommen der jeweiligen Volksgruppen im Land ableiten lässt: die größten sind Mende und Temne, es folgen mit Anteilen von weniger als zehn Prozent Limba, Kono, Koranko, Fullah. Weniger als drei Prozent belegen Susu, Kissi, Loko, Madingo, Sherbro, Krio, Yalunka, Krim, Vai. Nur noch vereinzelt wird Maninkakan (Malinke), N’Ko, Bassa, Bullom So (Bullom-Sherbro), Gola (Gola), Klao und Bom gesprochen.

Zu den zuletzt zugewanderten Volksgruppen zählen die wirtschaftlich einflussreichen Libanesen. Die Kru und Bassa sind aus Liberia zugewandert. Bis in die heutige Zeit wirken die Folgen der Sklaverei. Bei den Maroons handelt es sich um Nachkommen befreiter Sklav:innen. Die größten Religionen im Land sind der Islam und das Christentum. Die Muslime sind größtenteils Sunniten, die vom christlichen Glauben geprägte sind Anhänger der evangelikalen-methodistischen Kirchen. Religionskonflikte sind recht selten im Land.

Quellen:

goruma. Sierra Leone: Geografie, Landkarte; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/sierra-leone/landkarte-geografie (zuletzt aufgerufen am 17.02.2022)

goruma. Sierra Leone: Bevölkerung und Städte; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/sierra-leone/bevoelkerung-staedte (zuletzt aufgerufen am 17.02.2022)

statista. Sierra Leone: Gesamtbevölkerung von 1980 bis 2017 und Prognosen bis 2026; URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/343084/umfrage/gesamtbevoelkerung-von-sierra-leone/ (Stand: 21.01.2022)