Derzeitige Lebensbedingungen in Sambia
Schule
Ähnlich wie im Gesundheitswesen ist auch das Bildungssystem von einer Mangelverwaltung gekennzeichnet. Immerhin, die Einschulungsquote hat sich im Laufe des vergangenen Jahrzehnts verdoppelt. Auch Mädchen gehen inzwischen zur Schule, was lange kaum der Fall war. Nach der Grundschule allerdings halten Schulgebühren, weite Wege und mangelhafte sanitäre Einrichtungen viele vom weiteren Schulbesuch ab. Die Schulen sind baulich oft veraltet, die Unterrichtsmethoden ebenso. Die Lehrer sind nicht immer ausreichend qualifiziert, es kommt zu Misshandlungen bis hin zum sexuellen Missbrauch.
Medizin
Noch schlechter ist der Zugang zur Sanitärversorgung, was zu häufigen Durchfallerkrankungen führt, die unterernährte Menschen zusätzlich schwächen. Außerdem mindern diese Krankheiten die Entwicklungschancen der Kinder und die Einkommensmöglichkeiten aller betroffenen Menschen. Umso fataler wirkt sich aus, dass die Krankenhäuser in Sambia vom europäischen Standard weit entfernt sind. Es fehlen Fachpersonal und Medikamente; zudem sind die hygienischen Verhältnisse schlecht.
Eine große Belastung für das Gesundheitswesen ist HIV, unter den EinwohnerInnen zwischen 15 und 49 Jahren ist mehr als jeder zehnte infiziert. Zwischenzeitlich war die durchschnittliche Lebenserwartung deswegen auf 41 Jahre gesunken; nachdem entsprechende Medikamente verfügbar wurden, stieg sie wieder auf 62 an. Ein Problem ist, dass vor allem die jungen Menschen über das Thema nicht gut informiert sind.
Wasser
Obwohl Sambia über große Wasserressourcen verfügt, hat ein Drittel der Bevölkerung kein sauberes Trinkwasser. Noch schlechter ist der Zugang zur Sanitärversorgung, was zu häufigen Durchfallerkrankungen führt, die unterernährte Menschen zusätzlich schwächen. Das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung ist vor allem für die arme Bevölkerung nicht gesichert. Etwa 15 Prozent der städtischen und 40 Prozent der ländlichen Bevölkerung haben keinen Zugang zu Trinkwasser. Ebenso die Verbreitung von Sanitärdienstleistungen ist bei weitem nicht angemessen. Gerade vorstädtische Wohngebiete in der Nähe der großen Städte Sambias sind davon betroffen.
ErnäHrung
Sambia gehört zu den Ländern des afrikanischen Kontinents, in denen sich die Lebensbedingungen in den letzten Jahren im Durchschnitt verbessert haben. Trotzdem ist die Zahl der Mangelernährung bei Kleinkindern und bei Müttern gerade in ländlichen Regionen noch immer sehr hoch. Die armen Haushalte sind besonders stark vom Mangel an abwechslungsreicher Nahrung betroffen und ernähren sich überwiegend vom Grundnahrungsmittel Mais. Vor allem Kinder leiden an chronischer Mangelernährung. Auf dem Welthungerindex nimmt Sambia seit Jahren Plätze zwischen 110 und 115 von 117 Plätzen ein.
Geographie
Sambia ist ein Land im südlichen Afrika. Es grenzt an Tansania, Malawi, Mosambik, Simbabwe, Botswana, Namibia, Angola und die Demokratische Republik Kongo. Das Staatsgebiet umfasst gut 750.000 km² (vgl. goruma), Sambia ist damit mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Kennzeichnend für das Land sind 1.000 bis 1.400 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Hochebenen, die sich weithin als Savannenlandschaft präsentieren.
Die Höhenlage sorgt auch dafür, dass das an sich tropische Klima durch eher milde Temperaturen gekennzeichnet ist. Es gibt eine kühle Trockenzeit von Mai bis September und daran anschließend eine etwa zweimonatige heiße Trockenzeit. In der heißen Regenzeit von Dezember bis April treten heftige tropische Stürme auf. Dann kommt es auch zu Erdrutschen und Überschwemmungen, die die Verkehrsverbindungen unterbrechen und Probleme für die Wasser- und Stromversorgung mit sich bringen.
Geschichte
Das Gebiet des heutigen Sambia ist seit frühgeschichtlicher Zeit von Menschen besiedelt, über die Jahrhunderte wechselten sich verschiedene afrikanische Völker ab. Für die europäischen Kolonialmächte war das Gebiet vor allem wegen des Kupfers von Interesse; 1890 wurde das Gebiet Teil der britischen Kolonie Rhodesien. Im Jahre 1964 wurde Sambia unabhängig von Großbritannien. Von da an regierte Kenneth Kaunda das Land, bis er in einem friedlichen Machtwechsel 1990 durch das Movement für Multi-Party Democracy (MMD) abgelöst wurde. Damit war auch das Ende des Einparteiensystems eingeleitet.
Sambia ist eine präsidentielle Demokratie. Der Präsident ist gleichzeitig Regierungschef, was ihm eine große Machtfülle bringt. Von den 165 Abgeordneten des Parlaments werden acht durch den Präsidenten ernannt, die restlichen werden direkt gewählt. Im November 2003 wurde das sogenannte „House of Chiefs“ eingerichtet, in dem die traditionellen Stammesführer vertreten sind. Bei den Wahlen im Herbst 2011 siegte erstmals die bis dahin die “Patriotic Front“. Als Präsident Michael Lata im Oktober 2014 starb, ging aus einer außerordentlichen Präsidentenwahl Edgar Lunga als Sieger hervor.
Ökonomie
Die Wirtschaft in Sambia ist stark auf den Abbau von Kupfer ausgerichtet, das Land ist einer der größten Kupferpräsidenten der Welt. Die Exporte hängen zu 70 % von Kupfer ab. Übermäßig viele Arbeitsplätze bietet dies aber nicht. Fallende Rohstoffpreise haben in den vergangenen Jahren für eine Abschwächung des wirtschaftlichen Booms gesorgt. An erster Stelle ist dabei der Einbruch der Preise für Kupfer im Jahre 2011 zu nennen. Daraus ist eine handfeste Wirtschaftskrise geworden.
Die Inflationsrate ist in der Folge auf 25 % angestiegen. Vetternwirtschaft, Korruption und Misswirtschaft haben ihren Anteil an dieser Entwicklung. Zu einer großen Belastung des Landes ist die immense Staatsverschuldung geworden. Diese stieg ab 2015 deutlicher an als je zuvor, und im Jahre 2020 musste das Land gegenüber seinen Gläubigern die Zahlungsunfähigkeit erklären. In dem Zusammenhang ist auch auf den wachsenden Missmut gegenüber der starken chinesischen Präsenz in Sambia hinzuweisen. Denn China gehört – der genaue Umfang ist nicht bekannt – zu den internationalen Gläubigern Sambias.
Es sind chinesische Konzerne, die fast jeden großen Auftrag in Sambia bekommen, und die Projekte werden häufig auch von China finanziert. Aber in der Bevölkerung wird sowohl der Nutzen als auch Qualität vieler Vorhaben bezweifelt. Die Fragen werden gestellt, ob das Land wirklich zwei moderne Stadien braucht, und warum 2011 große Teile einer nagelneuen Straße einfach weggespült werden konnten. Es handelt sich um Projekte chinesischer Firmen. Der Unmut richtet sich auch gegen Chinesen, die im Land kleine Geschäfte betreiben – nach der Gesetzeslage in Sambia soll dies Einheimischen vorbehalten sein, durchgesetzt wird dies aber nicht.
Nach dem Wahlsieg von Hakainde Hichilema machte sich in der Wirtschaft wieder Zuversicht breit. Erkennbar war dies an einer deutlichen Verbesserung des Wechselkurses der Landeswährung, des Kwacha. Die Rede ist von einer erheblichen Ausweitung der Kupferförderung in den nächsten Jahren. Allerdings hat die neue Regierung auch verlauten lassen, bei einer Bilanz der Staatsfinanzen habe sich herausgestellt, dass die Schäden durch Korruption größer seien als gedacht.
Herausforderung politische Stabilität
Einleitend wurde die Frage schon aufgeworfen, wie es um die politische Stabilität Sambias bestellt ist. Der vorige Präsident Edgar Lunge hat die Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit eingeschränkt, die Arbeit der politischen und gesellschaftlichen Opposition behindert. Er gehört der sozialistischen PF an. Lungu reagierte im Laufe der Zeit immer autokratischer. Im Sommer 2017 wurde der heutige Präsident, Hakaine Hichilema von der liberalen UPND, inhaftiert und erst nach auswärtiger Vermittlung wieder freigelassen.
Das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat wird durch die weit verbreitete Korruption gemindert. Die Steuereinnahmen fallen nicht nur zu gering aus, sondern die Verteilung der Mittel ist nicht ausreichend transparent. Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass Hakainde Hichilema im August 2021 die Präsidentschaftswahl gewonnen hat – der Wirtschaftsfachmann gilt als nicht korrupt. Auch die wirtschaftlichen Probleme und die Inflation kosteten den früheren Präsidenten Lungu das Amt. Der reibungslos verlaufene Machtwechsel hat nun sogar Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus entwickelt – Oppositionspolitiker aus anderen afrikanischen Staaten sehen sich ausdrücklich in ihrem Eintreten für einen demokratischen Wandel ermuntert.
Eine Belastung für die Politik ist das Fehlen von Fachkräften und finanziellen Mitteln, vor allem im kommunalen Bereich. Dabei hat die sambische Regierung durchaus das Ziel, den Kommunen mehr Aufgaben zu übertragen. Ergänzt wird dies durch Reformen im Steuersystem. Dies ist mit der Hoffnung verbunden, mehr politische Teilhabe möglich zu machen und die Armut zu verringern. Genau von einer Verbesserung der tatsächlichen Situation der Menschen hängt es ab, ob die Dezentralisierungsbemühungen Erfolg haben – so die Einschätzung der KFW. Auch für die Akzeptanz des politischen Systems ist dies ein entscheidender Faktor.
Sicherheit in Sambia
Dementsprechend hat auch speziell die Polizei einen Vertrauensverlust hinzunehmen. Daran ist sie nicht ganz unschuldig, werden doch bei Verkehrskontrollen immer wieder unberechtigte Zahlungen verlangt. Außerdem fehlt es gelegentlich an Einsatzwillen. Umgekehrt ist das keine Überraschung, denn die Polizei ist oft überfordert, immer wieder fehlt es schon an Benzin für die Einsatzwagen. Eine der Folgen ist, dass sich gewaltbereite Bürgerwehren bilden.
Schwierig ist die Sicherheitslage in der Grenzregion zur Demokratischen Republik Kongo. Dort gibt es Übergriffe über die Grenze hinweg, zusätzlich nicht Minenfelder, die man als solche nicht erkennt.
Herausforderung Klimawandel
Ein großes Problem für Sambia ist der Klimawandel. Die Entwicklung wird noch durch die Abholzung von Wäldern und Brandrodungen verschärft, denn dies verschärft die Erosion der Böden. Viele, deren ausgelaugte Böden keine ausreichenden Ernten mehr hergeben, versuchen, durch die Herstellung von Holzkohle Einnahmen zu erzielen – was den Verlust von Wald natürlich noch beschleunigt.
Es gibt auch Erkenntnisse, dass der Klimawandel die Ausbreitung der Heuschrecken begünstigt. Im vergangenen Herbst (2021) erlebte Sambia wie auch mehrere Nachbarländer eine Heuschreckenplage. Betroffen waren in Sambia 300.000 Hektar Land. Insektizide zur Bekämpfung der Heuschrecken sind Mangelware. An vielen Orten wurde die Lebensgrundlage von Landwirten und Viehzüchtern zerstört. Das verschärfte die ohnehin angespannte Versorgungssituation. Denn die Ernte im Mai war schlecht, nach zwei Jahren Dürre. Die Erkenntnis, dass die Bekämpfung der Heuschreckenplage eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit verlangt, ist nicht besonders weit verbreitet.
Der Klimawandel hat auch das Potenzial, einen Wirtschaftszweig mit Wachstumspotenzial auszubremsen – den Tourismus. Sambia umfasst nicht nur einige der artenreichsten Naturreservate in Afrika. Ein großer Touristenmagnet sind auch die Viktoriafälle auf der Grenze zwischen Simbabwe und Sambia. Der breiteste Wasserfall weltweit lockt Millionen von Touristen jährlich – die Dürre der letzten Jahre hat ihn jedoch stark verkümmern lassen. Die Befürchtung besteht, dass der Klimawandel die Viktoriafälle für immer austrocknen könnten.
Die soziale Situation in Sambia
Die soziale Situation in Sambia ist durch Armut, Mangelernährung und extreme soziale Ungleichheit gekennzeichnet. Fast zwei Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Bis 2014 hatte es eine Wachstumsphase gegeben, ohne dass sich die Situation vieler Menschen gebessert hat. Über die Hälfte der Einwohner:innen hat nicht mehr als umgerechnet 1,90 US-Dollar zum Leben, fast die Hälfte gilt als unterernährt, die Lage ist auf dem Land schlimmer als in den Städten. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen ist rückläufig, da die Bevölkerung schneller wächst als die Wirtschaft. Die KFW rechnet damit, dass sich Bevölkerung im Land in den beiden nächsten Jahren verdoppelt.
Wie rückständig die Landwirtschaft in Sambia ist, erkennt man an der Tatsache, dass viele Kleinbauern noch mit der Handhacke arbeiten. Das schränkt die Produktivität natürlich ein. Außerdem hat sich die Landwirtschaft lange auf den Anbau von Mais konzentriert, der nicht viele Nährstoffe hat – eine Ursache der weit verbreiteten Mangelernährung. Verschärft wird die Problematik durch den Klimawandel.
Quellen:
goruma. Sambia: Geografie, Landkarte; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/sambia/landkarte-geografie (zuletzt aufgerufen am 30.01.2022)
goruma. Hauptstadt und weitere Städte – Lusaka; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/sambia/bevoelkerung-staedte (zuletzt aufgerufen am 30.01.2022)
statista. Sambia: Gesamtbevölkerung von 1980 bis 2019 und Prognosen bis 2026 (in Millionen Einwohner); URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/382417/umfrage/gesamtbevoelkerung-von-sambia/ (Stand: 21.01.2022)