Derzeitige Lebensbedingungen in Malawi
Schule
Seit 1994 gilt in Malawi die allgemeine 8-jährige Grundschulpflicht. In der Regel sitzen in einer Schulklasse mehr als 100 Kinder. Auf eine Lehrkraft kamen laut UNESCO 2018 58,7 Kinder. In der weiterführenden Schule waren es sogar 72,3. Zudem sind die mangelnden Hygieneeinrichtungen der Schulgebäude vor allem für Mädchen ein Problem. Während die Menstruation für Milliarden Frauen und Mädchen kein Tabuthema mehr ist, sieht dies in Malawi noch ganz anders aus. Laut einer Studie von Plan International fehlen 70 % der Mädchen monatlich mindestens 3 Tage in der Schule, unter anderem wegen der fehlenden Möglichkeit, sich zu waschen, oder die Binden zu wechseln, oder weil sie sich gar keine leisten können. Doch wegen der vielen Fehltage sind viele irgendwann gezwungen, die Schule abzubrechen. Die hohe Abbruchquote bei den Mädchen spiegelt auch die Analphabetenrate des World Factbooks vom CIA wider. Gemäß diesen Angaben lag sie 2015 bei Mädchen über 15 bei 41,4 %. Bei den Jungen über 15 rangierte sie bei 27 %.
Medizin
Obwohl die medizinische Versorgung in Malawi keinesfalls dem Standard europäischer Länder entspricht, ist sie verglichen mit einigen Nachbarstaaten relativ gut. Jeder der 28 Distrikte verfügt über ein Krankenhaus. Die Zahlen der WHO sind dennoch erschreckend, da 2011 auf 1000 Einwohner:innen gerade einmal 1,3 Krankenhausbetten kamen. Auf 1000 Einwohner:innen kamen 2009 nach Angaben 0,0 Ärzte. 2014 waren von 222 Planstellen lediglich 35 besetzt, so das Gesundheitsministerium.
Die meisten Menschen sterben in Malawi an Mangelernährung, Tuberkulose, den Folgen des HI-Virus oder Malaria. Allgemein schätzte die Weltbank die durchschnittliche Lebenserwartung 2019 für Frauen auf 67,4 Jahre, die der Männer auf 61,1 Jahre. 48,83 % von 1000 Kindern Malawis sterben, noch ehe sie 5 Jahre alt sind. Die jährlichen pro Kopf Ausgaben für medizinische Versorgung beliefen sich laut WHO 2018 auf gerade einmal 35 US-Dollar.
Wasser
2020 hatten immerhin, dank intensiver Bemühungen einiger Hilfsorganisationen, 70 % der Bevölkerung einen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dahingegen lag der Zugang zu sanitären Einrichtungen laut Weltbank im gleichen Jahr aber nur bei 26,6 %. Allgemein fehlt es dem Land dennoch an Wasser, trotz der niederschlagsreichen Regenzeit versiegen die Brunnen immer öfter. Verantwortlich dafür sind immer längere und stärkere Dürreperioden. Während es in einigen Regionen Afrikas zu überschwemmungsartigen Regenfällen kommt, haben andere mit einer extremen Trockenheit zu kämpfen. Verschärft wird der Wassermangel ebenfalls durch die Abholzung der Wälder für die Intensivierung der Landwirtschaft. Durch die damit verbundene Bodenerosion fließt der Regen nur noch als Oberflächenwasser ab, statt in den Boden zu versickern. Das Ergebnis ist ein weiter sinkender Grundwasserspiegel.
ErnäHrung
Das Hauptnahrungsmittel Malawis ist Mais. Das Landesgericht ist Nsima, ein Maisbrei, vergleichbar mit Polenta. Auch das Landesgetränk Mahewu, das ein wenig an Trinkjoghurt erinnert, besteht aus Maismehl. Dazu werden noch Reis, Maniok oder Hülsenfrüchte angebaut. Für eine ausgewogene Ernährung fehlt aber das Geld. 2005 hatten die meisten Bewohner:innen Malawis laut Weltbank weniger als 1 US-Dollar pro Tag zur Verfügung. Rund 18 % der Bevölkerung sind nach Angaben der Weltbank unterernährt. Etwa 40 % der Kleinkinder leiden wegen der Mangelernährung unter Wachstumsverzögerungen.
GEOGRAPHIE
Malawi ist ein sehr schmaler, aber sehr langer afrikanischer Binnenstaat. Die Nord-Süd-Ausdehnung ist 850 km lang, die West-Ost-Ausdehnung 350 km. Im Norden grenzt es an Tansania, im Osten, Süden, Südwesten an Mosambik und im Westen an Sambia. Das Land hat keinen Zugang zum Meer. Die einzige bedeutende Wasserquelle ist der Malawisee, mit einer Größe von 29.600 km² ist er der drittgrößte See Afrikas. Das Land liegt zum größten Teil im Great Rift Valley. Die höchste Erhebung des Landes ist der im Süden gelegene Sapitwa mit 3002 Meter. 31 % Malawis bestehen aus Wald- und Buschlandschaften, 25 % aus Wasserfläche, 20 % aus Ackerland und 15 % entfallen auf Wiesen und Weiden. Durch seine Lage herrscht tropisches Klima vor. Dabei fallen die meisten Niederschläge aber im Norden. Allgemein ist es im Bergland feuchter und kühler, rund um den Malawisee und im Tiefland hingegen heiß und schwül. Die Temperaturen liegen von November bis April durchschnittlich zwischen 19 °C und 32 °C und von Mai bis Oktober zwischen 14 °C und 24 °C. Die kühlste Jahreszeit ist Mai bis Mitte August. Ab November bis April herrscht Regenzeit, der sich eine Nachregenzeit von April bis Mai anschließt. Die heißeste Jahreszeit liegt zwischen Mitte August bis September. In den Tiefebenen gibt es überwiegend Trockensavannen und Trockenwälder. Die Hochplateaus sind deutlich waldreicher. Dort wachsen Akazien, Affenbrotbäume und Nadelbäume.
GESCHICHTE
Die ersten Siedlungen am Malawisee entstanden vor über 2 Mio. Jahren. Die ersten nennenswerten Volksstämme waren vor 25.000 v. Chr. die San, nomadische Jäger- und Sammler. Ihnen folgten die Bantus, die heute noch die meisten Volksstämme des Landes stellen. Ab 1859 kamen mit dem Briten David Livingstone christliche Missionare in das Land und versuchten, die Einheimischen zum Christentum zu bekehren. Daran schloss sich 1891 die Gründung des britischen Protektorats Njassaland an, das 1907 zur britischen Kolonie wurde. Zwar durften die afrikanischen Stammesoberhäupter ihre Machtpositionen behalten, sie unterstanden fortan aber der britischen Aufsicht. Jeglicher Widerstand gegen die Unterdrückung wurde von der Kolonialmacht Großbritannien niedergeschlagen.
1944 wurde mit der Nyassaland African Congress (NAC) eine Vertretung für die Interessen, Rechte und Freiheit der Einheimischen ins Leben gerufen. Dennoch erhielt Malawi erst 1964 seine Unabhängigkeit. Doch die Zeiten der Unterdrückung waren nicht vorbei. Denn der zwischen 1964 bis 1994 regierende Diktator Dr. Hastings Kamuzu Banda errichtete einen Einparteienstaat und ließ sich 1971 sogar zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen. Der zunehmende Widerstand, unter anderem von der katholischen Kirche, bewirkte 1993 ein friedliches Referendum.
Freie Wahlen nach einem Mehrparteiensystem
Daraufhin wurden in Malawi freie Wahlen nach einem Mehrparteiensystem eingeführt. Die ersten Wahlen im Mai 1994 konnte Dr. Bakili Muluzi für sich entscheiden. Seit 1995 ist das Land eine Präsidialrepublik, deren Staatsoberhaupt alle 5 Jahre vom Volk gewählt wird. Muzulis Versuch, nach seiner Wiederwahl 1999 durch eine Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit anzuhängen scheiterte. Ihm folgte 2004 Bingu wa Mutharika, der eine Antikorruptionskampagne startete. Im Zuge dieser wurde 2005 auch das Vermögen des ehemaligen Präsidenten Muluzis unter die Lupe genommen. Doch selbst unter ihm kam das Land nicht zur Ruhe. Anstatt mit den Parteien zusammenzuarbeiten war Mutharika Amtsenthebungsanträgen und Korruptionsvorwürfen gegen seine eigene Person ausgesetzt, unter anderem, da er sich aus öffentlichen Geldern 2009 ein eigenes Flugzeug kaufte. Nach seinem Tod und einer Zwischenregierung folgte 2014 sein Bruder Peter Mutharika. Auch dessen Amtszeit wird von Korruptionsvorwürfen überschattet. Seine Wiederwahl 2019 wurde wegen Unregelmäßigkeiten von der Opposition erfolgreich vor dem Verfassungsgerichtshof angefochten. Seit dem 28. Juni 2020 heißt Malawis neues Staatsoberhaupt nun Lazarus Chakwera. Die neue Regierung möchte vor allem die Armut im Land bekämpfen.
ÖKONOMIE
Die wesentliche Wirtschaftsleistung, das Bruttoinlandsprodukt lag 2020 weltweit bei 9.548 Euro pro Kopf. Das BIP Malawis rangierte dagegen bei knapp 501 Euro pro Kopf beziehungsweise 9,7 Milliarden Euro insgesamt. Die Inflationsrate betrug 2020 8,6 %. Die prozentuale Staatsverschuldung wird für 2020 von der Weltbank auf 67,3 % geschätzt, bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt. Für 2021 soll sie sogar bei 76 % liegen. Die Wirtschaft ist landwirtschaftlich geprägt: Über 80 % der Bevölkerung gehen dem Ackerbau nach. Während Mais, Reis, Maniok und Hülsenfrüchte vor allem für den Eigenbedarf angepflanzt werden, gehen Tabak, Zuckerrohr, Baumwolle, Weizen, Kaffee und Tee in den Export. Die Wirtschaft ist stark vom Wetter abhängig. So lösen lange Trockenperioden Krisen aus, vor allem da Malawi auf Export der landwirtschaftlichen Produkte angewiesen ist, um Nahrungsmittel, Mineralölprodukte, Konsumgüter, Maschinen und Transportausrüstungen importieren zu können. Das Statistische Bundesamt ermittelte, dass 2019 durch Exporte nur 0,9 Milliarden US-Doller eingenommen wurden, aber 2,9 Milliarden US-Dollar für Importe ausgegeben wurden. Damit betrug die Außenhandelsdifferenz 2,02 Milliarden US-Dollar. Die wichtigsten Exportprodukte waren mit 54,9 % Tabak und Tabakersatzstoffe. Die meisten Importausgaben entfielen auf Maschinen und mechanische Erzeugnisse. Dabei kamen die meisten Warenimporte aus China (18,4 %) und Südafrika (16,7 %). Der Hauptabnehmer war mit 16,6 % Belgien, gefolgt von Kenia (7,4 %), Ägypten (7,2 %), Südafrika (6,7 %), USA (5,5 %) und Niederlande (4,0 %).
Was bedroht die Menschen in dem Land?
Ein weitverbreitetes Problem Malawis ist die Korruption, die auf traditionellen Rechten, Vorrechten und Vormachtstellungen aufbaut. Der Indexwert des Landes lag 2020 bei 30 Punkten. Damit belegte das Land Platz 129 von 180 untersuchten Ländern. Hierbei gilt ein Land mit dem Wert „0“ als sehr korrupt, mit dem Wert „100“ als weitestgehend frei von Korruption.
Zudem bedrohen Armut und Hunger die Menschen in Malawi. Verschärft wird dies durch Ernteverluste, bedingt durch die stärker werdenden Trockenperioden und die ausgeprägten El-Nino-Ereignisse. Auch die hohe Arbeitslosenzahl macht den Menschen in dem Binnenstaat zu schaffen. 2013 lag die Zahl der über 15-jährigen Langzeiterwerbslosen laut ILOSTAT bei 42,7 %.
Viele Mädchen werden jung verheiratet. Laut UNICEF waren 2020 9 % davon jünger als 15 Jahre. Des Weiteren berichtete Amnesty International auch für 2017 immer wieder von gewaltsamen Übergriffen auf Homosexuelle.
Quellen:
goruma. Malawi: Geografie, Landkarte; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/malawi/landkarte-geografie (zuletzt aufgerufen am 29.01.2022)
goruma. Malawi: Bevölkerung und Städte; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/malawi/bevoelkerung-staedte (zuletzt aufgerufen am 29.01.2022)
UNDP – United Nations Development Programme. Malawi: Human Development Indicators; URL: http://hdr.undp.org/en/countries/profiles/MWI (zuletzt aufgerufen am 29.01.2022)