Müllberg in der demokratischen Republik Kongo

Demokratische Republik Kongo ein von Krieg gebeuteltes Land

Demokratische Republik Kongo – Kampf um Bodenschätze

Als bevölkerungsreiches Land leidet die Demokratische Republik Kongo sehr an knappen Ressourcen, schlechter Organisation und fehlender Führungskraft. Das Land war stark von Kolonialkräften kontrolliert und leidet immer noch unter den daraus resultierenden Konflikten einiger Volksgruppen. Armut, Gewalt und Korruption sind in der DR Kongo Normalität.

Informationen zum Land

Aktuelle Herausforderungen:

  • Gewalt
  • Hunger
  • Medizinische Versorgung

DR Kongo - Gewalt und Korruption

Gewalt und Hunger herrschen in der Demokratischen Republik, der es an politischer Führung mangelt und gleichzeitig über begehrte Bodenschätze verfügt. Korruption lässt die Bevölkerung arm zurück.

KLIMA UND NATURSCHUTZ

Die unvorhersehbaren Klimabedingungen wie Dürre und Überschwemmungen machen den Anbau von Landwirtschaft fast unmöglich.

BILDUNG UND ZUKUNFT

23 % der Männer und Frauen in der DR Kongo können nicht lesen und schreiben. Durch fehlenden Einnahmen an den Schulen, fehlt es an Lehrkräften. Viele Kinder können keine Schule besuchen. Mittellose Eltern können Lehrmittel und Uniform nicht bezahlen.

INTEGRATION UND TOLERANZ

Es gibt gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen. Das politische System ist instabil, Rebellengruppen haben viel Macht. Zusätzlich gibt es große Fluchtbewegungen innerhalb und außerhalb des Landes – die Situation in den Nachbarstaaten ist ähnlich schlecht.

Derzeitige Lebensbedingungen in der demokratischen Republik Kongo

Schule

Die Unterrichtssprache ist Französisch. Das Schulsystem orientiert sich an dem des belgischen Systems.

In den letzten Jahren haben Schulen sich größtenteils durch Gelder der Eltern finanziert; nur ein Drittel der Ausgaben wurde durch staatliche Gelder gedeckt. Seit dem Schuljahr 2019/20 hat Präsident Félix Tshisekedi die Kosten für den Grundschulbesuch gestrichen. Durch die fehlenden Einnahmen an den Schulen, können jedoch keine Lehrkräfte mehr bezahlt werden, weshalb viele von ihnen in den Streik getreten sind (taz). Deshalb können viele Kinder derzeit immer noch keine Schule besuchen. Zusätzlich müssen Eltern weiterhin Lehrmittel und Uniform zahlen, für die in vielen Haushalten kein Geld vorhanden ist.

23 % der Männer und Frauen in der DR Kongo können nicht lesen und schreiben.

Medizin

Die medizinische Versorgung im Land ist schlecht und meist hygienisch nicht den Standards entsprechend. In der Hauptstadt Kinshasa sind Medikamente oft ganz gut erhältlich, aber es kommt mitunter zu Engpässen. Viele Menschen sterben immer noch an vermeidbaren Krankheiten wie Malaria, Cholera und Masern. Laut Aktion Deutschland Hilft leben mindestens 4 % der Bevölkerung mit HIV Infektion.

Das Ebola-Fieber ist zwar größtenteils eingedämmt, kommt aber vor allem im Osten immer noch vor. Bei einer Infektion mit dem Virus liegt die Überlebenschance bei rund 50 %. (Quelle: Auswärtiges Amt). Auch andere Epidemien wie Masern fordern viele Menschenleben – zuletzt gab es in 2019 rund 6.000 Todesfälle.

Die Geburtenrate im Land ist sehr hoch: Eine Frau bringt durchschnittlich sechs Kinder zur Welt; ein Viertel der Frauen ist beim ersten Kind jünger als 18 Jahre alt. Laut UNICEF stirbt eine von 24 Frauen bei der Geburt. Die Kindersterblichkeit beträgt 8,5 % (vgl. statista.com).

Die Lebenserwartung in der DR Kongo liegt bei durchschnittlich 60,5 Jahren (Quelle: Ärzte ohne Grenzen).

Sexualisierte Gewalt ist in der DR Kongo an der Tagesordnung.

Wasser

Die Wasserversorgung in der DR Kongo ist sehr schlecht. Nur rund die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu provisorischem Trinkwasser, lediglich 29 % können Sanitäranlagen nutzen. Nur 22 % der Menschen haben zu Hause die Möglichkeit, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. (Quelle: Global Hunger Index).

Der schlechte Zugang zu sauberem Wasser fördert die Verbreitung von Krankheiten sowie die Mangelernährung bei Kindern.

ErnäHrung

Laut Aktion Mensch litten im Jahr 2018 fast 10 Millionen Menschen an Hunger, das sind fast 12 % der Bevölkerung, in 2019 sogar 15,6 Millionen (Quelle: Global Hunger Index). Rund 4,5 Millionen Kinder waren zu dem Zeitpunkt mangelernährt und auf medizinische Hilfe angewiesen. Der Global Hunger Index bewertet die Situation in der DR Kongo als „alarmierend“.

Die Versorgung durch eigenen Ressourcen ist aufgrund der hohen Bevölkerungsrate und dazu kommenden Flüchtenden aus Nachbarländern kaum möglich. Die Regierung arbeitet nicht daran, die Situation zu verbessern. Viele Familien mussten ihr Ländereien verlassen und haben nun kein Feld mehr, was sie bestellen können. Zudem haben sie aufgrund fehlender Finanzen keine technischen oder maschinellen Hilfsmittel für eine effiziente Landwirtschaft. (Quelle: Global Hunger Index)

Geographie

Geographie

Die Demokratische Republik Kongo ist rund 2,3 Millionen Quadratkilometer (vgl. WKO) und damit der zweitgrößte Staat Afrikas. Die Hauptstadt Kinshasa liegt im Westen des Landes an der Grenze zur Republik Kongo.

Der Nordosten des Landes ist aktives Vulkangebiet. Zuletzt ist im Mai 2021 der Vulkan Nyiragongo ausgebrochen.

Das Klima im Kongo ist tropisch. Im Norden gilt die Regenzeit von April bis Oktober, im Süden von November bis März. Währenddessen werden häufig Straßen überflutet und dadurch unbefahrbar. Die unvorhersehbaren Klimabedingungen wie Dürre und Überschwemmungen machen den Anbau von Landwirtschaft fast unmöglich.

Der Boden im Land ist reich an Bodenschätzen. Darunter fallen beispielsweise Coltan, Tantal, Gold und Diamanten.

Bildung

Geschichte

Vor der Kolonialisierung Afrikas befanden sich auf heute kongolesischem Boden mehrere Königreiche und Stammesfürstentümer. Als die Briten Henry Morton Stanley und David Livingstone Ende des 19. Jahrhunderts in Zentralafrika große Rohostoffvorkommen entdeckten, wurde das Gebiet für die Europäer interessant.

Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) ist von einer besonders gewaltvollen Kolonialbesetzung durch den belgischen König Leopold II. (1888-1908) geprägt. Er sicherte sich bei der Berliner Kongo-Konferenz in 1884 den Zugang zu allen Rohstoffvorkommen sowie freien Handel und Schifffahrt im Kongobecken. Für die Gewinnung der Bodenschätze wurden viele Kongoles:innen versklavt. Nach der Unabhängig im Jahr 1960 versuchte der Sozialist Patrice Lumumba das Land in den Frieden zu führen. Es gab bis dato kein funktionierendes politisches System, und der Wille für demokratische Zustände fehlte größtenteils.  

Mobutu Sese Seko (1965-1997) gelangte mithilfe eines Putsches an die Macht, änderte den Namen des Lands in „Zaire“ und fügte erstmals einigermaßen geordnete Verhältnisse ein. Diese beruhten allerdings auf Gewalt, Korruption und Repression und erinnerten an das sowjetische Regime. Es gab keine abgesegnete Verfassung, Unruhen wurden gewalttätig niedergeschlagen, die Opposition war zersplittert. Mobutu verstaatlichte die Bergbauunternehmen und entzog so der Bevölkerung die Gewinnanteile an der sehr lukrativen Förderung der reichen Bodenschätze des Landes. Dies führte zu großen sozialen Spannungen im Land und Binnenfluchtbewegungen im damaligen Zaire.

Durch den Genozid in Ruanda (1994) gelang es einer Gruppe von Regime-Gegnern Zaire zu erobern und Mobutu zu stürzen. Rebellenchef Lauren Kabila wurde neuer Präsident und rief 1997 erneut die Demokratische Republik Kongo aus. Es folgte ein Krieg um Macht und Land, der bis heute andauert. Die aktuelle Regierung ist eine Koalition zwischen der FCC, der Partei des ehemaligen Diktators sowie der Koalitionspartei CACH. 

Die DR Kongo, Angola und Ruanda unterzeichneten ein Friedens- und Sicherheitsabkommen für die Region der Großen Seen. Dennoch sind vor allem im Osten und Süden des Landes immer noch viele Milizen mit Gewalt aktiv, um die Kontrolle über wertvolle Ressourcen zu erlangen.

Ökonomie

Ökonomie

Aufgrund der Coronapandemie fielen die Preise für Kupfer um 25 %, was Einbußen von rund 5 Mrd. US-Dollar für das Land bedeutete. Das Land bietet sehr viele Bodenschätze zur weiteren Verarbeitung. Hinter Russland und Botswana ist die DR Kongo der drittgrößte Diamantenproduzent der Welt (Quelle: Planet-Wissen). Aufgrund von Schwankungen beim Weltmarktpreis und illegaler Beschaffung und Verkauf sind die Diamanten allerdings keine sichere Einnahmequelle für das Land. Zudem müssen die Arbeiter:innen unter unmenschlichen Bedingungen schuften, blutige Kämpfe im Zusammenhang mit dem Rohstoff sind keine Seltenheit. Deshalb wird auch von „Blut-Diamanten“ gesprochen.

Der Landwirtschafts-Sektor hat zwar den höchsten Anteil an Arbeiter:innen, trägt aber nur sehr wenig zum BIP bei (vgl. Global Hunger Index). Die Arbeitslosenquote in der DR Kongo liegt bei ca. 9 %.

Unterschiede in den Regionen des Landes / zwischen den Volksgruppen

Laut UNICEF leben im Kongo rund 200 verschiedene Volksgruppen, die meist ihre eigene Sprache sprechen. Rund 80% definieren sich als „Bantu“, die wiederum in vier Untergruppen aufgeteilt sind. Rund 18 % der Bevölkerung zählt zu den sudansprachigen Gruppen (Quelle: Wikipedia).

Etwa70 % der Menschen gehören dem christlichen Glauben an. Mit je rund 10 % sind die Religionen Kimbanguismus, Islam und traditionelle Religionen vertreten (Quelle: Auswärtiges Amt).

Der Bürgerkrieg und die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Ethnien sind in den Köpfen der Menschen immer noch präsent. Zwar wurden einige Verantwortliche des Bürgerkrieges vom Internationalen Strafgerichtshof verurteilt, eine Aufarbeitung für die Bevölkerung gab es aber nicht. So bestehen weiterhin Skepsis und Misstrauen gegen andere Volksgruppen und Geflüchtete. Besonders im Osten herrschen weiterhin gewalttätige Konflikte. Die Absichten der Aufständischen sind undurchsichtig, es gibt selten erkennbare ideologische oder politische Ziele (Deutsche Welle). Durch die große geografische Entfernung zur Hauptstadt im Westen kann die Region an der Grenze zu Ruanda und Burundi kaum kontrolliert werden. Ruandische Soldat:innen mischen sich über die Grenze hinweg in die Konflikte ein, sodass es hier erneut zu einer Belagerung von ausländischen Truppen kommt.

Politik

Herausforderung politische Stabilität

Das Leben im Kongo ist für den Großteil der Bevölkerung schwierig. Aufgrund jahrelanger politischer Unruhen gibt es keine Regelmäßigkeit oder Sicherheit. Immer noch sind viele Kinder, Frauen und Männer auf Hilfe ausländischer NGOs angewiesen.

Quellen:

Global Hunger Index: Demokratische Republik Kongo. Eine eingehendere Betrachtung von Hunger und Unterernährung; URL: https://www.globalhungerindex.org/de/case-studies/2020-drc.html (zuletzt aufgerufen am: 28.01.2022)

Statista: Demokratische Republik Kongo: Kindersterblichkeit* von 2009 bis 2019 (Todesfälle je 1.000 Lebendgeburten); URL:  https://de.statista.com/statistik/daten/studie/754185/umfrage/kindersterblichkeit-in-der-demokratischen-republik-kongo/#:~:text=Kindersterblichkeit%20in%20der%20Demokratischen%20Republik%20Kongo%20bis%202019&text=Im%20Jahr%202019%20betrug%20die,somit%20rund%208%2C5%20Prozent. (Stand: 21.01.2022)

Wirtschaftskammer Österreich – Abteilung für Statistik: Länderprofil DR KONGO; URL: https://wko.at/statistik/laenderprofile/lp-dr_kongo.pdf (Stand: Oktober 2021)