Derzeitige Lebensbedingungen in Angola
Schule
In der Kolonialzeit wurde dem Bildungswesen kaum Beachtung geschenkt, was im Land bis heute deutlich spürbar ist. Seit 2002 sind Bestrebungen im Gange, diesem Übelstand Abhilfe zu schaffen. Angola führte eine Schulreform ein, relevantere Bildungsinhalte zu vermitteln. Weniger als zwei Drittel der schulpflichtigen Kinder besuchen jedoch überhaupt die Schule. Mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung hat gar keinen Schulabschluss.
Jeweils etwa ein Fünftel verfügen über einen Primär, mittleren oder Sekundarschulabschluss, etwa zwei Prozent der Bevölkerung haben sogar einen Hochschulabschluss. In Angola gibt es knapp zehn staatliche Universitäten und eine wachsende Anzahl privater. Alle sind in der Hauptstadt Luanda angesiedelt, die Institute jedoch oftmals landesweit verteilt. Zusammen mit ausländischen Hilfsorganisationen werden jährlich etwa 8000 Lehrende ausgebildet. In der Gesamtbetrachtung steht das angolanische Bildungswesen trotz aller Bemühungen eher schlecht da, fast 30 Prozent der Bevölkerung sind immer noch Analphabeten, wobei der Anteil der Frauen stark überwiegt.
Medizin
In den Jahren 2006 und 2007 zog eine Cholera-Epidemie über das Land. Ihr fielen mehr als 3000 Menschen zum Opfer. Ihren Höhepunkt erreichte sie im April 2007 mit einer Inzidenz von fast 1000 Fällen täglich. Die Sterblichkeit der Kinder unter fünf Jahren ist die zweithöchste der Welt. Für das Gesundheitswesen gibt der Staat nur wenig Geld aus.
Die Behandlung in den staatlichen Kliniken ist zwar kostenlos, doch hat nur ein sehr kleiner Anteil der Bevölkerung wirklich Zugang. Die meisten Kliniken befinden sich in der Hauptstadt Luanda. Sie entsprechen nicht dem Standard, den man von Industrienationen kennt. Mitarbeitende sind nur mangelhaft ausgebildet, die Einrichtungen sind stark unterfinanziert und personell unterbesetzt. Angolaner:innen, die es sich leisten können, optieren daher für den privaten Sektor der Versorgung und weichen für anspruchsvollere Behandlungen nach Namibia, Kuba, Spanien und Portugal aus. Auch die wirklich nennenswerten Apotheken, „farmácias“, finden sich nur in der Hauptstadt. Die Landbevölkerung erlangt hier kaum Zugang.
Wasser
Lediglich 40 % der Bevölkerung haben in Angola Zugang zu ausreichendem, sauberem Trinkwasser. Zur Kolonialzeit und im Bürgerkrieg gab es immer mal wieder Dürreperioden, aber seit 2012 ist es besonders schlimm. Den Auswirkungen sollen bereits eine Million Menschen zum Opfer gefallen sein. Die Ursachen sehen Expert:innen nicht so sehr im Wassermangel, sondern im Wassermanagement. Wenn es im Süden mal regnet, dann nämlich heftig. Man müsste das Wasser vernünftig speichern und verteilen. Wie man es richtig machen könnte, zeigen Bewässerungsprojekte der Nachbarschaft. In Angola fehlt es derzeit an Initiative, vor allem jedoch an Mitteln. Modellprojekte von Hilfsorganisationen haben gezeigt, dass die Situation auf diesem Weg zu bewältigen wäre. Traditionell ist die Regierung viel zu sehr mit ihrer eigenen Lage beschäftigt und kümmert sich nur wenig um landwirtschaftliche Belange. Jedoch deutet sich ein Umdenken an.
ErnäHrung
Die Ernährungssituation im Land kann nur als niederschmetternd angesehen werden. Auf der WHI-Skala der Welthungerhilfe belegt Angola den traurigen 97. Rang (von 116). Der überwiegende Teil der Bevölkerung leidet Hunger und Armut. Die agrarische Produktion des Landes reicht nicht einmal aus, den eigenen Bedarf zu decken. Angola ist daher auf Nahrungsmittelimporte aus dem Ausland angewiesen. In den vergangenen drei Jahren wurde die anhaltende Ernährungskrise zusätzlich durch verheerende Dürrekatastrophen angeheizt, mit Ernteausfällen von bis zu 40 Prozent. Die wenigen noch fruchtbaren Landstriche werden von der Regierung bevorzugt an Viehzüchter abgegeben, was die Zersiedlung noch weiter antreibt. Rund ein Drittel der Bevölkerung leben daher schon teilweise oder gänzlich von Hilfslieferungen aus dem Ausland.
Geographie
Angola hat seinen Platz im Südwesten Afrikas. Der afrikanische Staat berührt im Norden die Demokratische Republik Kongo, Sambia im Osten sowie Namibia im Süden. Die Westküste verläuft am Atlantischen Ozean. Geografisch gesehen ist die Republik Angola an der Westküste zwischen dem vierten und achtzehnten südlichen Breitengrad zu orten. Das Territorium teilt sich weitläufig in eine enge Tiefebene entlang der Atlantikküste. Diese wiederum steigt zu dem im Osten gelegenen Hochland von Blé hin an. Das Hochland von Blé nimmt von seiner Größe her fast ganz Angola für sich in Anspruch.
Im Süden trifft man eher auf flache Gebiete. Zur Landesmitte hin wird es hingegen zunehmend bergig. Im Hochland von Angola zieht der 2619 m über dem Meerespiegel liegende höchste Berg namens „Môco“ bewundernde Blicke Reisender auf sich. Mehrere Flüsse tragen sowohl nach Norden, Osten als auch nach Süden hin zur Entwässerung des Hochlands bei. Östlich von Angola befinden sich über weite Strecken hinweg Trockensavannen, welche kaum besiedelt sind. Etwas abseits, am nördlichen Rand von Angola, liegt die Exclave Cabinda. Sie ist umringt von der Demokratischen Republik Kongo sowie dem Kongo selbst. Hier stieß man auf einige Erdölfelder, was sie für das Ausland wertvoll und interessant machte. Drei Klimazonen durchziehen das Land. An der Küste und im Norden ist das Klima tropisch. Ganzjährig herrschen dort Temperaturen zwischen 25 und 30° Celsius, Regenzeit ist von November bis April. Der kühle Benguelastrom beeinflusst das Wetter maßgeblich. Im Hochland und im Süden ist es eher gemäßigt-tropisch, es gibt deutliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, dazu kommt eine ausgeprägte Trockenheit. Im Südosten ist es heiß und trocken, es gibt dort aber gerade im Winter kalte Nächte und nur wenig Niederschlag.
Was bedroht die Menschen in dem Land?
Tief verwurzelt in der Bevölkerung sind die Konflikte der bis heute verfeindeten Bürgerkriegsparteien immanent und weitestgehend ungelöst. Dazu kommen die Nöte existentieller Art, die sich zunehmend verschärfen. Die Klimakrise wirkt verstärkend auf Naturereignisse, denen das Land schon immer schutzlos ausgeliefert war. Ungleichverteilung der Güter und Korruption hemmen das Land in seiner Entwicklung. Ethnische Konflikte tun ein Übriges hinzu. Durch das autokratische Regime ist Angola weit entfernt von der Durchsetzung elementarer Menschenrechte. Immer wieder kommt es zu willkürlichen Festnahmen durch Polizeikräfte, es gibt keine Versammlungsfreiheit, kaum Pressefreiheit.
Der soziale Friede ist ständig in Gefahr, da es keinerlei staatliche Absicherung gibt. Die Lebensumstände in Angola gelten aus der Sicht internationaler Betrachter als „potenziell gewalttätig“. Gegen Willkür und Verbrechen besteht wenig Schutz, die Bevölkerung leidet unter unsicheren sozialen Verhältnissen und lokalen Konflikten, die nicht selten mit Waffen geführt werden. Und es regieren allgegenwärtig Hunger und Armut.
Geschichte
Die Geschichtsschreibung sowie die Entstehung des Landes Angolas hat ihren Anfang etwa im sechsten Jahrhundert nach Christus. Zu jener Zeit siedelten sich auf dem jetzigen Staatsgebiet Angolas Bantuvölker an. Der Überlieferung nach waren sie es, welche die dort lebenden „Buschmänner“ vertrieben. Um 1400 herum zählten die nördlichen Teile des Areals zum gigantischen Königreich Kongo. Es folgte die Kolonialzeit, in welcher portugiesische Seefahrer das Land rund um den Kongo erforschten. Um das 15. Jahrhundert herum entstanden längs der Küste Handelsniederlassungen. In Folge dessen wurde die Bevölkerung nach und nach christianisiert und teilweise in bestehende Handelsbeziehungen, vorwiegend Sklavenhandel, eingebunden. Gerade schwarze Sklaven aus dem Kern des Landes dienten den Portugiesen als Handelsgut. Diese verschifften sie bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, vorwiegend nach den karibischen Inseln und nach Mittel- und Südamerika. Schließlich entstand 1575 der Militärstützpunkt Luanda, welcher heute die Hauptstadt Angolas ist.
Die Eroberung des Landes war für die portugiesischen Seefahrer dennoch kein einfaches Spiel. Spätestens im Hinterland bekamen die siegessicheren Portugiesen starke Gegenwehr der Einheimischen zu spüren. Eine komplette Unterwerfung der Bevölkerung war daher bis ins 19. Jahrhundert nicht möglich. Mit dem internationalen Sklavenhandelsverbot Mitte des 19. Jahrhunderts setzten die portugiesischen Kolonialherren auf Kaffee- und Zuckerrohranbau und zwangen die angolanische Bevölkerung, für sie auf den Plantagen zu arbeiten. Von etwa 1920 bis in die 1960er Jahre bestand eine klassische Kolonialverwaltung durch Portugal, das selbst zu dieser Zeit unter einer Militärdiktatur stand. Eine erste Wende kam im Jahr 1951, als das Mutterland Portugal Angola zur überseeischen Provinz umwandelte.
Die Geschichte nach den 1960ern
Teilweise kamen die Einwohner:innen Angolas sogar zu Bürgerrechten. Dem folgte ein Erstarken anti-kolonialer Kräfte, was in den 1960er Jahre die Befreiung etlicher afrikanischer Länder von den Kolonialmächten nach sich zog. Bis 1974 versank das Land im Unabhängigkeitskrieg. Am 25. April 1974 endete im portugiesischen Mutterland das Salazar-Regime, was die unverzügliche Entkolonialisierung der Überseegebiete nach sich zog. Angola gewann am 11. November 1975 seine Unabhängigkeit und konstituierte sich einerseits als marxistische „Volksrepublik Angola“ nach osteuropäischem Muster. Es wurde sogleich eine weitere Regierung für die antikommunistische „Republik Angola“ eingesetzt.
Deren Unversöhnlichkeiten mündeten direkt in einen Bürgerkrieg. Jahre blutiger Konflikte, mit Unterstützung des Ostblocks und auch der Westmächte, folgten. Erst 1991 einigten sich die kriegsführenden Gruppen auf ein Mehrparteiensystem. Auf Vorwürfen des mannigfachen Wahlbetrugs entflammte nun der Bürgerkrieg immer wieder erneut und wütete bis 1994. Seit Unterzeichnung des Lusaka-Protokolls herrscht formell ein funktionierendes Mehrparteiensystem, das jedoch de-facto von einem autoritären Präsidialsystem überlagert ist, womit die eigentliche Machtausübung beim Staatspräsidenten liegt.
Ökonomie
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von knapp hundert Milliarden US-Dollar ist Angola nach Südafrika und Nigeria immerhin die drittgrößte Volkswirtschaft auf dem südlichen Subsahara-Kontinent Afrikas. Trotz enormer Ölreserven, Diamantenvorkommen und reichen Bodenschätzen leben die meisten Menschen Angolas jedoch in Armut. Der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten siebzig Jahre hat vor allem der Bürgerkrieg immer wieder arg zugesetzt. Dazu beigetragen hat die traditionell hohe staatliche und private Korruption, welche die politisch und ökonomisch Herrschenden bevorzugt und den Rest der Bevölkerung abschneidet.
Erst langsam bildet sich im Land eine Mittelschicht aus. Große Teile der Bevölkerung sind arbeitslos und leben unterhalb der Armutsgrenze. Da die tragende Grundlage des Landes lange Zeit die Erdölexporte waren, ist das kleine Angola hilflos den Schwankungen des Ölpreises ausgeliefert. Nahezu alle Konsumgüter müssen importiert werden. Auf dem Weg zur Industrialisierung haben staatliche Bemühungen bislang eine Fischfabrik und ein Recycling-Stahlwerk ins Leben gerufen. Beide zusammen bieten den Regionen weniger als 1000 Arbeitsplätze, sind aber doch ein Anfang.
Quellen:
DEMIRA: Angola; URL: https://www.demira.org/de/laenderprogramme/angola/ (zuletzt aufgerufen am 28.01.2022)
euronews: Angola feiert 40 Jahre Unabhängigkeit; URL: https://de.euronews.com/2015/11/12/angola-feiert-40-jahre-unabhangigkeit (Stand: 12.11.2015)
Statista: Angola: Gesamtbevölkerung von 1980 bis 2017 und Prognosen bis 2026 (in Millionen Einwohner); URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/325114/umfrage/gesamtbevoelkerung-von-angola/ (Stand: 21.01.2022)