Derzeitige Lebensbedingungen in Myanmar
Schule
Die Zahl der Analphabet:innen liegt in Myanmar bei rund 10 % und ist im Vergleich zu anderen armen Ländern eher gering. Allerdings gibt es laut DAAD eine hohe Zahl an Schulabbrüchen nach der Grundschule, da viele Kinder ihre Familien bei der Arbeit unterstützen oder andere Jobs zur finanziellen Unterstützung annehmen müssen.
Das Hochschulsystem ist angelehnt an das britische College-System. Mittlerweile gibt es rund 174 staatliche Hochschulen und Colleges in Myanmar. Nach 11 Jahren Kindergarten- und Schulzeit können Myanmar:innen eine Hochschule besuchen. Allerdings ist das Ausbildungsniveau dort dadurch relativ niedrig. Das Hochschulsystem unterliegt strenger staatlicher Kontrolle.
Medizin
Pro 2.000 Einwohner:innen stehen laut Aktion Deutschland Hilft nur knapp 1,6 Mediziner:innen zur Verfügung. Die Lebenserwartung liegt bei 70 Jahren für Frauen und bei nur 64 Jahren für Männer. Die Frauen bringen durchschnittlich 2 Kinder zur Welt. Rund 4,5 % davon sterben, bevor sie 5 Jahre alt werden.
In Myanmar leben rund 240.000 Menschen mit HIV, rund 7.700 starben im Jahr 2019 daran. Die Zahl ist im Vergleich zu anderen Ländern relativ hoch und vermutlich auf einen hohen Drogenkonsum zurückzuführen. Aufgrund der geringen Investitionen ins Gesundheitssystem geht die Infektionsrate mit HIV kaum zurück.
Viele öffentliche Krankenhäuser wurden seit Beginn 2021 geschlossen. Die Behandlung in privaten Krankenhäusern können sich viele Menschen nicht leisten. Derzeit werden auch die Krankenhäuser von Militärs okkupiert und kontrolliert. Mittlerweile gibt es laut Tagesschau-Informationen Untergrund-Krankenhäuser, die Verletzte versorgen. Die Versorgung von Krankheiten und Zugang zu Medikamenten kann derzeit nicht garantiert werden.
Wasser
ErnäHrung
Geographie
Myanmar liegt in Südostasien und grenzt an Laos, Bangladesch, Indien, China und Thailand. Der Südwesten des Landes ist Küstenlinie des Andamanischen Meeres. Die Stadt Naypyidaw ist seit 2005 Hauptstadt und liegt im Zentrum des Landes. Bis dahin war Yangon (Rangun) Regierungssitz und ist weiterhin die bis heute größte Stadt Myanmars.
Mit einer Fläche von 676.000 Quadratkilometern ist das Land etwa doppelt so groß wie Deutschland. Dort leben 54 Millionen Menschen.
Die im Norden gelegenen Bergketten gehen im östlichen Teil in den Himalaya über. Auch die Grenze zu Thailand im Süden ist mit Berglandschaften bestückt. Im Süden an der Malaysischen Halbinsel liegt das Mergui-Archipel mit rund 800 unberührten Inseln.
Besonders in der Mitte des Landes, am Ufer des Ayeyarwady (frühere Bezeichnung: Irrawadd), ist der Boden sehr fruchtbar. Insgesamt sind ca. 15 % der Landfläche in Myanmar kultiviert, hauptsächlich mit Reisanbau. 40 % des Landes sind Primärwald, deren Bestand aber aufgrund der Rodung von Edelhölzern und Exporten stetig sinkt.
Das Klima Myanmars durchläuft drei Phasen: von November bis Februar einen kühlen und trockenen Winter, gefolgt von einem heißen Sommer von März bis Mai und anschließender Monsunzeit bis Oktober.
Geschichte
Im Jahr 1885 nahmen die Briten das von König Anawrahta gegründete birmanische Reich ein und verbannten den König ins Exil nach Indien. Während der Kolonialzeit wurde Myanmar unter dem Namen Birma geführt und gehörte zum Teil von Britisch-Indien. Mit dem „Government of Burma Act“ erhielt Birma 1935 sein eigenes gesetzgebendes Gremium und war fortan nicht mehr Teil der Provinz Indien. Zwischenzeitlich besetzte Japan in 1941 das Land; die Briten erlangten es aber nach Kriegsende wieder.
Im Jahr 1948 erhielt Birma die Unabhängigkeit, wurde aber im Anschluss von Bürgerkriegen heimgesucht. Die Kolonialgeschichte hatte eine Unterteilung Birma in zwei Gebiete hervorgebracht: Die Hill Areas, die indirekt verwaltet wurden und viele unterschiedliche Sprachen und Ethnien verbanden, sowie die Birma Proper als direkt verwaltete Gebiete. Die hastig aufgesetzte Staatengründung förderte die Konflikte und Unstimmigkeiten zwischen diesen Landesteilen.
Zwischen 1962 und 2010 wurde Birma/Myanmar von verschiedenen Militärregimes geführt, die das Land nach und nach international isolierten und immer mehr Macht an sich rissen. Gleichzeitig wurde der Buddhismus stark in Gesellschaft und Staat verankert. Der Militärstaat ging gewaltsam gegen andere Religionen vor. Im Oktober 1965 wurden per Gesetz alle Wirtschaftsunternehmen verstaatlicht.
Im Jahr 1988 gab es monatelange Unruhen gegen die Wirtschaftspolitik des Militärs. Viele dieser Proteste wurden gewaltsam niedergeschlagen. Tausende Menschen, hauptsächlich Studenten und Mönche, starben bei den friedlichen sogenannten „8888 Uprising“. Der damalige Regierungschef Saw Maung benannte 1989 das Land in Myanmar um. Dies wird von einigen internationalen Regierungen nicht akzeptiert.
Seit 2008 ist der Staat in sieben Regionen in burmesischen Kernland und sieben ethnische Teilstaaten aufgeteilt. Diese Minderheitsgebiete leiden vermehrt unter Aktivitäten bewaffneter Gruppen und parastaatlichen Strukturen. Sogenannte Kriegsökonomien, beispielsweise im Hinblick auf Bodenschätze, Holzvorkommen und Drogenhandel, fördern den Konflikt um Land und Ressourcen.
Im Mai 2008 suchte ein Tropensturm Myanmar heim und kostete UNO Schätzungen zufolge zwischen 63.000 und 101.000 Menschen das Leben. Der Anzahl von einer Million Obdachlosen verweigerte das Militärregime die Hilfe von ausländischen Hilfsgüterlieferungen. Trotz der Naturkatastrophe wurde eine Woche nach dem Sturm das Verfassungsreferendum durchgeführt, bei dem die Bevölkerung angeblich mit mehr als 90-prozentiger Zustimmung die neue Verfassung begrüßte.
Es folgten erste Wahlen in 2010, die von unabhängigen Beobachtern allerdings nicht als frei oder fair bewertet wurden. Gewinnerin war die durch das Militär geschaffene Union Solidarity and Development Party (USDP). Im Februar 2011 wurde Thein Sein zum ersten Präsidenten Myanmars ernannt. 43 der 45 Sitze der Opposition erhielt die Gruppe hinter der Politikerin Aung San Suu Kyi. Sie erhielt später den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz für eine gewaltfreie Demokratisierung Myanmars, wegen dem sie von 1995 bis 2010 im Hausarrest gewesen war.
Ökonomie
Der Militärputsch macht sich auch beim Bruttoinlandsprodukt bemerkbar. Während im Jahr 2020 das Wachstum noch 3,2 % im Vergleich zum Vorjahr betrug, geht man für 2021 von einer Entwicklung mit -18 % aus.
Der Hauptarbeitnehmersektor ist die Landwirtschaft, die rund 43 % des BIP erzeugt, gefolgt vom Dienstleistungssektor mit 37 % und der Industrie (20 %). Die Arbeitslosenquote liegt bei 4 %. Rund 50 % der Staatsausgaben gehen an Militär, Polizei und Geheimdienste.
Myanmar ist reich an Ressourcen wie Erdgas, Erdöl, Painit, Edelsteinen (wie Jade und Rubine) sowie Holz. Vieles davon wird allerdings über die Grenzen geschmuggelt und hat so keine Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Unterschiede in den Regionen des Landes / zwischen den Volksgruppen
Myanmar ist ein Vielvölkerstaat, in dem 53 Millionen Menschen aus rund 135 verschiedenen Ethnien leben. Die größte Gruppe sind mit rund 70 % die Birman:innen.
Mehr als 85 % der Menschen sind Buddhist:innen. Die Bedeutung dieser Religion ist in der Landesverfassung verankert. Zum Christentum zählen ca. 6 %, zum Islam 4 %.
Herausforderung politische Stabilität
Bei demokratischen Wahlen im Jahr 1990 gewann die oppositionelle Nationale Liga für Demokratie, allerdings erklärte das Militärregime die Wahlen für ungültig.
Erst im Jahr 2003 versprach das Militär unter dem Namen der sogenannten „Road Map“ schrittweise demokratische Maßnahmen. Allerdings wurden weder ein Verfassungsentwurf noch freie Parlamentswahlen konkret datiert.
Im August 2007 strich die Regierung alle Subventionen auf Kraftstoffe, was die Preise für Benzin, Diesel und Gas um 500 Prozent steigen ließ. Daraufhin folgende Proteste wurden gewaltsam niedergeschlagen. Die Zahl der getöteten Demonstrant*innen wird auf zwischen zehn und mehrere Tausend beziffert.
Suu Kyis Partei übernahm nach den ersten richtigen demokratischen Wahlen 2016 die Regierung, konnte aber die gewaltsamen Ausschreitungen des Militärs im Staat Rakhine nicht verhindern. Dies förderte Mutmaßungen darüber, dass Suu Kyi mit dem Militär kooperiere und brachte Unmut in der Bevölkerung hervor.
Bei den Parlamentswahlen im November 2020 gewann Suu Kyis Partei erneut. Allerdings waren laut Verfassung ein Viertel der Sitze in den Parlamentskammern für das Militär reserviert, die von Wahlbetrug sprachen. Laut EU waren die Wahlen frei und fair. Es folgte ein Militärputsch am 1. Februar 2021 bei dem Suu Kyi, Präsident Win Myint und weitere Mitglieder der führenden Partei festgenommen wurde. Suu Kyi wurde im Juni 2021 wegen Korruption angeklagt und im Dezember zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Menschrechtsorganisationen betiteln das Verfahren als Schauprozess.
Bis heute finden viele Proteste gegen das Militärregime und für eine Rückkehr zur Demokratie statt. Die gewaltsame Beendigung der Aufstände fordert immer noch Todesopfer.
Quellen:
globahlhungerindex. WELTHUNGER-INDEX 2020: MYANMAR; URL: https://www.globalhungerindex.org/pdf/de/2020/Myanmar.pdf (zuletzt aufgerufen am 29.01.2022)
Malteser International. Order of Malta Worldwide Relief; URL: https://www.malteser-international.org/de/hilfe-weltweit/asien/together-lokalisierungsprogramm.html (zuletzt aufgerufen am 29.01.2022)
statista. Myanmar: Gesamtbevölkerung von 1998 bis 2015 und Prognosen bis 2026 (in Millionen Einwohner) URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/328878/umfrage/gesamtbevoelkerung-von-myanmar/ (Stand: 21.01.2022)